"Babys dürfen nicht in die Sonne!"

"Babys dürfen nicht in die Sonne!"

Sonne ist schön – aber gefährlich. Vor allem für Neugeborene, deren empfindliche Haut noch keinen hauteigenen UV-Schutz besitzt. Dürfen Babys überhaupt in die Sonne? Welcher ist der optimale Sonnenschutz? Und was sind Erste-Hilfe-Tipps bei Sonnenbrand und Sonnenstich? Hebamme Dr. Judith Kluck klärt auf.

Dürfen Babys in die Sonne?
Dr. Judith Kluck: Babys sollten in den ersten zwölf Lebensmonaten keiner direkten Sonnenstrahlung ausgesetzt werden. Unter einem Jahr sollten auch keine Sonnencremes verwendet werden, da diese die empfindliche Haut belasten. Baby-Öl ist übrigens kein Ersatz für Sonnenschutz! Auch mit Sonnenschirm oder Verdeck soll ein Kind nicht in die pralle Sonne gestellt werden. Denn schon zehn bis 15 Minuten in der Sonne reichen aus, um bei Säuglingen einen Sonnenbrand auszulösen.

Wie schütze ich mein Baby?
Das Baby sollte im Kinderwagen mit Sonnenschirm oder Sonnensegel immer im Schatten stehen. Auch bei Bewölkung ist Vorsicht geboten, da immer noch 80 Prozent der UV-Strahlung die Haut durchdringen. Die heißen Mittagsstunden sollte man generell meiden.


Zudecken ist im Sommer einerseits aufgrund der Wärme und andererseits aufgrund einer möglichen Erstickungsgefahr nicht zu empfehlen.

Gibt es sonnengerechte Kleidung?
Babys und Kleinkinder sollten immer eine Kopfbedeckung tragen, die auch die empfindlichen Ohren und den Nacken schützt. Die Kleidung sollte luftig und weit geschnitten sein und möglichst viel vom Körper bedecken. Natürliche Materialien wie reine Baumwolle oder Seide sind ein Muss. Inzwischen gibt es auch speziell gewebte oder imprägnierte Kleidungsstücke, die einen besonderen UV-Schutz versprechen. Hier ist der UV-Standard 801 und mindestens ein UV-Schutzfaktor 30 wünschenswert. Die Schuhe sollten die empfindliche Haut an den Füßen ebenfalls gut bedecken. Unbedingt an die empfindlichen Augen denken – entweder eine Kopfbedeckung mit Schirm oder eine Kindersonnenbrille mit UV-Filter verwenden.

Was sind erste Anzeichen eines Sonnenbrandes?
Sonnenbrand bei Babys ist unbedingt zu vermeiden. Eine Rötung der Haut ist ein erstes Anzeichen, dass die Sonneneinstrahlung zu stark war. Es kann aber auch zu Verbrennungen mit Bläschenbildung und Fieber kommen. Dann ist unbedingt ein Arzt aufzusuchen.

Wie kann ich meinem Baby schnell helfen?
Generell hilft Kühlen z.B. durch Essigumschläge. Folgende Globuli können ebenfalls Linderung bringen. Diese können auch in Wasser aufgelöst und als Kompressen aufgelegt werden.
-Belladonna – Anfangsstadium des Sonnenbrandes (Haut rot und heiß)
-Apis mellifica – Bei glänzender, roter und geschwollener Hautpartie
-Cantharis – bei starken brennenden Schmerzen und Blasenbildung
-Urtica urens – bei brennenden, juckenden Bläschen
Wala Wund- und Brandgel oder Combuduron Gelee sind ebenfalls zu empfehlen.

Was können Folgen von Sonnenbrand im Säuglings-Alter sein?
Ein Sonnenbrand kann zur Schädigung des Erbgutes führen. Es mehren sich Hinweise darauf, dass das Hautkrebsrisiko durch zu viel UV-B-Strahlung signifikant erhöht wird. Ein Übermaß an UV-A-Strahlung kann unter anderem eine Sonnenallergie und eine vorzeitige Hautalterung hervorrufen. Nicht zu vernachlässigen ist das Risiko eines Sonnenstichs durch langanhaltende, direkte Sonneneinstrahlung auf den Kopf und den Nacken. Eine Reizung der Gehirnhaut kann zu einer Hirnschwellung und einer Hirndrucksteigerung führen.

Was sind Anzeichen eines Sonnenstichs?
Nahrungsverweigerung, Erbrechen, Schrilles Schreien, ein hochroter, sehr warmer Kopf oder kühle Haut am Körper. Bei Verdacht sollte man das Baby als Erstmaßnahme an einen schattigen Ort bringen, mit feuchten Tüchern behutsam abkühlen und zu trinken geben. Auch hier können je nach Zustand folgende homöopathische Mittel (Globuli D6) helfen:
-Belladonna – bei pochenden Kopfschmerzen, rotem Kopf, trockener, heißer Haut, Unruhe
-Glonoinum – bei heftigen, berstenden Kopfschmerzen und eher blassem Gesicht
-Veratrum album – bei Übelkeit und Erbrechen, Blässe und kaltschweißiger Haut


Bei einem Sonnenstich unbedingt ärztliche Hilfe aufsuchen!

Gibt es spezielle Sonnencremes für Babys?
Für Babys sollte man einen mineralischen Sonnenschutz verwenden. Da die Hautoberfläche des Babys größer ist als bei Erwachsenen, nimmt es mehr Chemikalien auf. Außerdem können Babys ihre Temperatur noch nicht gut regulieren und müssen Schwitzen erst lernen, was durch zu viel Sonnencreme behindert wird. Empfehlenswert ist der Lichtschutzfaktor (LFS) 30, bei hellen Hauttypen 50+. Die Sonnencreme sollte mindestens 30 Minuten vorher aufgetragen werden und das Kind alle 2 Stunden erneut eingecremt werden (um die Wirkung zu erhalten). Dies gilt auch für wasserfeste Cremes. Auch wenn das Kind eingecremt ist, darf es nicht länger in der Sonne bleiben.


Der Sonnenschutz sollte dermatologisch getestet und frei von Konservierungs- und Duftstoffen sowie Parabenen und Emulgatoren sein. Hände weg von selbstgemachten Sonnencremes!

Hebamme Dr. rer. nat. Judith Kluck