Warum komme ich immer zu spät?

Warum komme ich immer zu spät?

Jeder hat so seine Macken. Der eine kommt immer zu spät, der andere hat ständig ein Riesen-Chaos auf dem Schreibtisch. Doch was steckt eigentlich hinter den lästigen Angewohnheiten?

Sie kommen ständig zu spät: Sie wollen sich unbewusst von Verpflichtungen freikämpfen. Sagen Sie doch mal ein Treffen ab! Dadurch fühlen Sie sich unabhängiger und freier.

Sie leiden unter Aufschieberitis: Sie wollen das Leben genießen - leiden aber an Ängsten, nicht gut genug zu sein. Packen Sie Ihre Pflichten endlich an - das befreit und macht selbstbewusster.

Sie sind inkonsequent: Sie legen sich nicht gerne fest. Fördern Sie Ihr Durchhaltevermögen, indem Sie täglich eine Wahl treffen - und dabei bleiben, egal was andere sagen.


Sie sind unordentlich: Wer ständig im Chaos lebt, möchte nicht erwachsen werden. Zu viel Kram auf dem Schreibtisch belastet Ihre Unbekümmertheit. Ordnung schaffen macht auch einen freien Kopf.

Psychologin Christina Beran über die Ursache von lästigen Angewohnheiten und die Kraft der Überwindung.

Unpünktlichkeit, Unordnung...was steckt hinter unseren Macken?
Christina Beran:
Mit diesen Angewohnheiten wollen wir gegen eine vorgegebene Ordnung rebellieren. Wir lehnen eine bestimme Sache ab und leisten dagegen Widerstand. Dahinter steckt auch immer eine leicht pubertäre Note.

Warum fällt es oft schwer, diese Macken konsequent zu ändern?
Beran:
Unsere Macken funktionieren wie Autobahnen – für die Überwindung bedarf es auch Anstrengung. Und der Mensch versucht aus Prinzip, Anstrengung zu vermeiden. Der innere Schweinehund hat daher eine Art Schutzmechanismus, mit dem man sich aber nur selber im Weg steht.


Wir funktionieren nach dem Lust-Unlust-Prinzip. Wenn etwas gut gelaufen ist, tun wir es wieder. Wenn nicht, dann scheuen wir uns davor, es nochmals zu tun.

Wie kann man sich dennoch überwinden?
Beran:
Man sollte sich selbst eine Belohnung oder ein Ziel vor Augen setzen. Damit sind nicht nur materielle Dinge gemeint – vielmehr geht es um das Gefühl der Freiheit und Autonomie. Ein ordentlicher Schreibtisch sorgt für bessere Übersicht, man kann endlich durchatmen. Aber nicht nur das Gefühl danach, sondern auch die Emotionen während des Überwindens sind wichtig.

Zum Beispiel?
Beran:
Man sollte sich Dinge bewusst machen wie: Während ich Sport mache, tue ich mir etwas Gutes, habe Spaß und endlich Zeit für mich! Während ich Ordnung in mein Chaos bringe, höre ich Musik oder lade eine Freundin zum Plaudern ein. Die Motivationen sind hier ganz individuell.


Für die Überwindung müssen bewusster Wunsch und bewusster Wille zusammenarbeiten!


Ziehen sich lästige Angewohnheiten durch alle Altersstufen?
Beran:
Oh ja. Macken kommen im Erwachsenenalter genauso vor wie im Kindesalter. Im Erwachsenenalter verfügt man aber bereits über mehr positive Erfahrungen, die helfen, bestimme Verhaltensweisen an den Tag zu legen.

Warum werden Macken eigentlich immer als etwas Negatives gesehen?
Beran:
Es ist nicht nur das Umfeld, welches von den einen oder anderen schlechten Angewohnheiten (z.B. Unpünktlichkeit) genervt ist. Meistens stören diese Macken auch immer einen selbst. Das Gefühl, sich nicht überwinden zu können, macht sehr unfrei. Wenn man es dann doch geschafft hat, fühlt man sich erleichtert.


Überwinden Sie sich in kleinen Schritten. Denn wie isst man am besten einen großen Elefanten? In kleinen Scheiben.

Mag. Christina Beran ist Psychologin. Kontakt: Professional Psychology, Sebastian Kneipp Gasse 8/33-34, 1020 Wien