Let's talk about Sex: Was tun, wenn ich keine Lust auf Sex habe?

Let's talk about Sex: Was tun, wenn ich keine Lust auf Sex habe?

Flaute im Bett. Die Ursachen einer Frigidität können vielfältig sein und sowohl in körperlichen als auch in seelischen Gegebenheiten liegen. Eine Ärztin und eine Therapeutin klären auf ...

Das sagt die Ärztin

Frauen mit geringem Sexualverlangen weisen Unterschiede im Alter, bei ihren Begleiterkrankungen und in den psychosozialen Lebensweisen auf. Entsprechend müssen die diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen gesetzt werden. Als organische Ursachen in Frage kommen Autoimmunerkrankungen im Urogenitalbereich, Diabetes mellitus, Hauterkrankungen, chronische bakterielle oder virale Entzündungen, Blutgefäßerkrankungen, neurologische Erkrankungen oder Tumoren. Durch eine verminderte Durchblutung im Bereich der Schamlippen und in der Scheide kann es zur verminderten sexuellen Erektion kommen. Ebenso können Nebenwirkungen von Medikamenten und Drogen sowie Alkoholmissbrauch für fehlende sexuelle Lust verantwortlich sein. Die gründliche Abklärung beim Facharzt für Urologie, Gynäkologie, Neurologie und Psychiatrie ist ratsam. Nach der differenzierten Abklärung erfolgt die Therapie der organischen Ursachen im Urogenitalbereich und von Begleiterkrankungen. Darüber hinaus kann eine Hormontherapie eingeleitet werden. Bei psychischen Ursachen kann eine Psychotherapie oder
eine spezielle Sexualtherapie empfehlenswert sein.

Die Expertin

Dr. Yas Razmara, Leiterin des Fachzentrums für urologische Therapien der Privatklinik Hansa, Fachärztin für Urologie und Andrologie, sexuelle Funktions-störungen, Lichen-sclerosus-, Lichen-planus-, HPV-Praxis. Infos: www.urologie-lichenpraxis.at

Das sagt die Therapeutin

Eine herabgesetzte Sexualität ist ein häufiges Phänomen bei psychischen Störungen und kann auch als Nebenwirkung bei der Einnahme von Antidepressiva, Neuroleptika und blutdrucksenkenden Medikamenten auftreten. Als weitere Ursachen gelten Depressionen, Angststörungen, traumatische Erlebnisse und posttraumatische Belastungsstörungen nach frühkindlichen negativen sexuellen Erfahrungen, körperlicher Misshandlung oder körperlichem Missbrauch. Eine sexualfeindliche Erziehung und mangelnde positive Körpererfahrungen können ebenso dazu führen, dass die sexuelle Erregbarkeit ausbleibt. Häufig geht sogenannte Frigidität mit einem verminderten Selbstwertgefühl der Frau einher. Daraus resultiert die Ablehnung körperlicher Nähe des Partners. In einer Einzel- oder Paarpsychotherapie kann sensibel auf seelische Blockaden sowie auf negative Erfahrungen mit Sexualität eingegangen werden. Durch einen Prozess der Reflexion kann die Ablehnung von Sex in eine reife Sichtweise verwandelt werden. Hierzu bedarf es Geduld und Ausdauer, da gerade auf dem Gebiet mangelnder sexueller Erregung nichts erzwungen werden kann. Das Ziel einer Sexualtherapie ist die Entwicklung eines neuen Zugangs zum eigenen Genitalbereich, wobei die Bereitschaft zur Entfaltung sexueller Lust step-by-step „erlernbar“ ist, indem die Klientin sich ihrer Wünsche und Sehnsüchte im Dialog mit der Therapeutin immer mehr bewusst wird. Und sich von den Fesseln unbewusster Ängste und Schuldgefühle befreit und die Fähigkeit entwickelt, stolz auf ihre sexuelle Erregung zu sein – statt sie unbewusst abzuspalten.

Die Expertin:

Dr. Monika Wogrolly, Psychotherapeutin für Systemische Familien-therapie, Paartherapeutin und Autorin in Graz und Wien. Infos: www.wogrollymonika.at