Balance beginnt im Mund
Bakterien haben großen Einfluss auf Lebensbedingungen und Krankheiten. Immer dort, wo Feuchtigkeit vorhanden ist, produzieren sie einen Biofilm – auf der Haut ebenso wie im Mund und im Magen-Darm-Trakt. Damit die Balance zwischen „guten“ und „bösen“ Bakterien stimmt, sollte man einige Dinge beachten.
Bakterien wurden schon früh als Ursache großer Epidemien erkannt: Pest, Cholera, Ruhr, Tuberkulose u.v.m. sind heute weitgehend ausgerottet, weil die Wissenschaft die Ursachen erforscht und entsprechende präventive Maßnahmen entwickelt hat. Bis vor wenigen Jahrzehnten ging man daher davon aus, dass Bakterien für Menschen nicht mehr schädlich sein können.
Umso überraschender war 1982 die Entdeckung, dass Magengeschwüre durch eine Infektion von einem Bakterium verursacht werden, das bei der Hälfte aller Menschen zu finden ist und mit Antibiotika bekämpft werden können. Kürzlich konnten dänische Wissenschaftler chronische Rückenschmerzen mit Antibiotika lindern. Die Therapie war erfolgreich, weil die Rückenschmerzen durch Propioni Acnes, einem Bakterium im Knorpelgewebe der Wirbelsäule, verursacht wurden.
Das Klima in der Mundhöhle

Eine gesunde Mundflora schützt vor Erkrankungen. Sie ist die Gesamtheit aller Mikroorganismen, die in der Mundhöhle leben, doch von Mensch zu Mensch unterschiedlich, denn jedes Individuum besitzt eine andere Bakterienlandschaft. Zur Mundflora gehören hunderte Bakterienarten sowie Viren und Pilze (vor allem der Hefepilz Candida albicans), gutartige wie schlechte. Millionen von Bakterien finden sich rund um die Zähne – selbst bei sorgfältiger Zahnhygiene, hinzu kommen Milliarden von Bakterien an Zahnfleisch, Gaumen und im Speichel, den man täglich schluckt!
Solche Mikroben aller Arten fühlen sich im Mund besonders wohl, weil es dort warm und feucht ist und sie ausreichend Nahrung finden. Doch Bakterien im Mund sind ansteckend. So wandern zum Beispiel beim Küssen Millionen Keime von einem Mund zum anderen. Auch die Infektion mit dem Karieserreger Streptococcus mutans erfolgt meist, wenn Eltern ihren Nachwuchs küssen.
Bakterien leben ja nicht als einzelne Individuen, sondern organisieren sich in einem komplexen mikrobiologischen Verbund, dem Biofilm. In diesem Verbund unterstützen sich die Bakterien gegenseitig. Manche produzieren Nährstoffe, manche helfen den anderen, resistent gegen Antibiotika zu werden. Die Zusammensetzung des oralen Biofilms verändert sich im Laufe des Lebens. Neben dem Alter und der genetischen Veranlagung beeinflussen Hormonschwankungen (z.B. in der Schwangerschaft), Stress, Krankheit, Medikamente, Rauchen, Alkohol und falsche Ernährung den Biofilm.
Bakterielle Dysbalance Ursache vieler Krankheiten
Normalerweise halten einander nützliche und schädliche Mikroben gegenseitig in Schach. Durch bestimmte Einflüsse kann die Mundflora allerdings aus dem Gleichgewicht geraten. Dann vermehren sich „böse“ Keime verstärkt. Neben den „guten“ Mikroben sind es gerade diese „gefährlichen“ Bakterien im Mund, die Karies (kariogene Mikroorganismen) oder Zahnfleischerkrankungen begünstigen:
Streptococcus mutans:
Dieses Bakterium fühlt sich am wohlsten in den Zahnbelägen und ist Hauptakteur bei der Entstehung von Karies. Solche Kariesbakterien verstoffwechseln den Zucker aus der Nahrung und produzieren Säuren, die den Zahnschmelz attackieren und Löcher in den Zähnen entstehen lassen.
Fäulnisbakterien:
Sie siedeln oft auf der Zunge und sorgen für Mundgeruch.
Das Bakterium Actinobacillus actinomycetemcomitans:
Es ist für Erkrankungen des Zahnhalteapparates (Parodontitis) verantwortlich. Auch die Keime Porphyromonas gingivalis, Prevotella intermedia, Tannerella forsythia und Treponema denticola spielen bei Parodontitis eine wesentliche Rolle.
Alles im Lot?
Wer sicher gehen möchte, dass alles im Lot ist, lässt sich den Bakterienstatus im Mund regelmäßig prüfen! Zahnarzt wie Prophylaxehelferin können eine Entzündung und einen veränderten bakteriellen Biofilm im Mund schnell erkennen und therapieren. Dabei ist zu beachten, dass sich pathogene Probleme im Mund oft auch im Magen-Darm-Trakt widerspiegeln. Oder umgekehrt: Wird das bakterielle Gleichgewicht im Mund optimiert, wird sich auch die bakterielle Flora im Magen-Darm-Bereich verbessern.
Was kann der Zahnarzt für Ihre Mundgesundheit tun?
1. Zahnstein an Zahn- und Wurzeloberflächen entfernen
2. Antibiotika zur Bakterienreduktion in der Mundhöhle verwenden
3. Schlechte Bakterien mit lokalen Behandlungsmethoden eliminieren (FotoSan, Laser)
4. Gute Bakterien in den Zahnfleischtaschen deponieren.
Was können Sie für Ihre Mundgesundheit tun?
• Zweimal täglich zwei Minuten mit einer Zahnbürste die Zähne putzen
• Zahnzwischenräume reinigen, am besten mit einer Munddusche (Silodent)
• Zuckerhaltige Nahrungsmittel reduzieren oder Zuckerersatzstoffe verwenden
• Alkoholkonsum reduzieren, Rauchen abgewöhnen
• Stress in Beruf und Alltag kontrollieren (z.B. durch autogenes Training)
• Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes behandeln.
Annette Schreiber, Geschäftsführerin des Wiener Medizingerätehandelsunternehmens Reshape Health, berät Dentalkliniken, Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz in Mundhygienefragen. Sie hat mit „Silodent“ zuletzt eine international beachtete Zahndusche für den Wasserhahn auf den Markt gebracht. www.silodent.com