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Länger jung, länger gesund?

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Eine gesunde Work-Life-Balance hält uns jung.
Eine gesunde Work-Life-Balance hält uns jung.© Shutterstock©Shutterstock
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Sich mit 50 fitter fühlen als mit 30? Ewige Jugend? Viele Versprechen der Anti-Aging-Medizin wurden mittlerweile als utopisch entlarvt. Immer mehr an Bedeutung gewinnt hingegen die Präventivmedizin. Ihr Ziel: den Körper möglichst lange fit und gesund zu erhalten – und so das biologische Alter herabzusetzen. Hier die wichtigsten Faktoren des Alterns – und wie man sie positiv beeinflussen kann.

Sie erinnern sich an die 1990er-Jahre? Die Anti-Aging-Medizin erlebte ihre Geburtsstunde und setzte zum Höhenflug an. Ob das Versprechen von der ewigen Jugend jedoch haltbar sei, daran gab es schon damals berechtigte Zweifel. Und so bekam die Anti-Aging-Medizin schnell den Ruf einer halbseidenen Modemedizin. Nun aber wendet sich das Blatt: Im Zentrum des Interesses steht die Präventivmedizin. „Die ewige Jugend haben wir als Behandlungsziel fürs Erste vertagt. Wir konzentrieren uns zunächst einmal auf das gesunde Altern. Fünfzehn bis zwanzig zusätzliche Jahre bei guter Gesundheit sind dabei eine durchaus realistische Perspektive“, sagt der renommierte deutsche Anti-Aging-Mediziner Prof. Dr. med. Bernd Kleine-Gunk. Sein aktueller Ratgeber trägt folgerichtig den Titel „15 Jahre länger leben“ (GU). Darin beschreibt er die „7-Säulen-Anti-Aging-Strategie“ nach dem Hormesis-Prinzip. Dieses Prinzip besagt, dass es die Dosis ist, die das Gift ausmacht. Vieles von dem, was uns in hohen Dosen schadet, ist in niedrigen Dosierungen nützlich – weil es in unserem Organismus eine gesunde Antwort hervorruft und heilsame Prozesse vorantreibt. Ein Beispiel: Saunieren oder Fasten setzen unseren Körper unter Stress – das ist an sich gar nicht gesund. Gesund ist erst die Antwort unseres Körpers darauf. Fest steht: Anti-Aging fängt nicht im Arztzimmer, sondern beim Lebensstil des Patienten an. Basis für ein gesundes Altern ist der vernünftige Lebensstil – dazu gehören ausgewogene Ernährung, Bewegung und der Verzicht auf Nikotin.

1. OXIDATION: Wir verrosten …

Eine der großen Erkenntnisse der Altersforschung lautet: Exakt der gleiche Prozess, der Metalle rosten oder Butter ranzig werden lässt, ist auch für das Altern des menschlichen Organismus verantwortlich. Der Prozess hinter diesen Vorgängen heißt Oxidation. Wenn unser Organismus schädigenden Einflüssen (wie Stress, hohen UV-Dosen, Umweltgiften) ausgesetzt ist, so entwickelt er Strategien, um sich dagegen zu schützen. Zum einen besitzt unser Körper ein Schutzsystem an Enzymen, die in der Lage sind, zellschädigende freie Radikale abzufangen. Man kann schützende (antioxidative) Substanzen aber auch mit der Nahrung zuführen. Dies sind vor allem die Vitamine A, C und E. Besonders wirksame Radikalfänger finden sich unter den sogenannten sekundären Pflanzenstoffen. Carotinoide und Flavonoide verleihen einer Pflanze ihre charakteristische Färbung. Bei der Tomate etwa färbt das Carotinoid Lycopin die Frucht rot und schützt sie so vor den schädigenden Auswirkungen des Sonnenlichts. Man weiß heute auch: Die beste Strategie, um oxidativen Stress zu minimieren, besteht nicht darin, ein Vitamin in möglichst hoher Dosierung als Supplement zuzuführen. Vielmehr sollte das antioxidative Netzwerk in seiner ganzen Breite gestärkt werden. Das funktioniert am besten durch eine möglichst abwechslungsreiche, obst- und gemüsereiche Ernährung.

2. GLYKOSYLIERUNG: süßer Klebstoff

Zu viel Zucker macht uns krank und alt. Er geht nämlich mit Proteinen eine verhängnisvolle Bindung ein und verklebt sie. Und zwar so, dass diese Verbindungen nicht mehr gelöst werden können („Glykosylierung“). Allein in Österreich stirbt alle 50 Minuten ein Mensch an den Folgen von Diabetes (das sind 10.000 Menschen im Jahr). Doch man muss gar kein Diabetiker sein, um unter Glykosylierungsprozessen zu leiden. Die finden nämlich auch bei Stoffwechselgesunden statt – mit der Folge, dass der gesamte Organismus altert. Verhärten sich etwa die Proteine in den Gefäßwänden (Kollagen und Elastin), führt dies zu Bluthochdruck und Durchblutungsstörungen sowie schlecht heilenden Wunden. Werden die Proteine in der Augenlinse durch den Zucker verklebt, kann Grauer Star die Folge sein.

Zucker hat auch massiven Einfluss auf das Körpergewicht und auf die hormonelle Situation. Jeder Anstieg von Zucker im Blut ruft in der Bauchspeicheldrüse eine Insulinantwort hervor. Und Insulin schleust nicht nur Zucker in die Fettzellen ein, sondern sorgt auch dafür, dass die Energie dort möglichst dauerhaft gespeichert wird. Insulin hemmt wie kein anderes Hormon die Lipolyse, also den Fettabbau. Die Anti-Aging-Strategie lautet daher: Zucker reduzieren! Das gilt auch für Nahrungsmittel mit einem hohen Kohlenhydratanteil, also zum Beispiel für weißes Gebäck oder Nudeln. Unproblematischer sind dagegen die komplexen Kohlenhydrate, die vor allem in Gemüse und Vollkornprodukten vorkommen. Noch effektiver: Die Kalorien insgesamt reduzieren! Tatsächlich gehört Kalorienrestriktion zu den am besten untersuchten und gesicherten Maßnahmen in der Anti-Aging-Medizin. Bereits in den 1930er-Jahren machte US-Forscher Clive McCay Fütterungsversuche mit Laborratten und kam dabei zu erstaunlichen Ergebnissen: Nahmen die Nager etwa 30 Prozent weniger Kalorien zu sich, so verlängerte sich ihre Lebenserwartung um bis zu 50 Prozent. Derartige Versuche wurden seitdem mit den unterschiedlichsten Spezies durchgeführt – von Einzellern bis zum Rhesusaffen. Das Ergebnis war immer das gleiche: Weniger essen heißt länger leben. Die berechtigte Frage lautet freilich: Warum? Nichts zu essen zu bekommen, bedeutet für unseren Körper doch Stress pur? Auch hier wirkt das „Hormesis“-Prinzip: Schädigendes kann Gutes bewirken, wenn man es nicht übertreibt. In diesem Fall bewirkt die Kalorienrestriktion, dass die Zelle sogenannte Sirtuine (Proteine, die den Stoffwechsel vor Stress schützen) aktiviert. Diese Sirtuine reparieren Schäden in der Zelle und in der DNA. Und das lässt uns länger leben.

3 CHRONISCHE ENTZÜNDUNGEN: Gefährlicher Brand

Die Fähigkeit, Krankheitserreger durch entzündliche Reaktionen unschädlich zu machen, hat das Überleben des Menschen über Jahrtausende hinweg gesichert. Entzündungen können aber auch das Leben verkürzen.
Stellen Sie sich ein Feuer vor, das nicht völlig erlischt, sondern lange Zeit weiter vor sich hin schwelt. Derartig chronische niederschwellige Entzündungsprozesse stellen für unseren Körper eine große Belastung dar. Genauer gesagt: Sie lassen ihn altern. Diese Entzündungen bilden die Grundlage fast aller altersabhängigen Erkrankungen wie Diabetes, Krebs oder Demenz. Woher aber kommen diese Entzündungen? Zum einen können sie tatsächlich Folge akuter Entzündungen sein, die nur unvollständig abgeheilt sind. Nicht selten sind dies Herde im Mund- oder Rachenraum, wie etwa chronische Zahnwurzelentzündungen oder Zahnfleischentzündungen.
Eine entscheidende Rolle spielt aber auch das Fett – und zwar sowohl jenes, das wir über die Nahrung aufnehmen, als auch das Fett, das wir als Energiespeicher mit uns herumtragen. Führen wir unserem Organismus überwiegend Omega-6-Fettsäuren zu, die vor allem in Margarine und tierischen Fetten enthalten sind, so fördern wir Entzündungen. Überwiegen in der Nahrung jedoch die Omega-3-Fettsäuren, die hauptsächlich in Fischöl sowie in einigen kalt gepressten Pflanzenölen stecken, so dominieren die anti-entzündlichen Effekte. Das ideale Omega-6-zu-Omega-3-Verhältnis sollte höchstens 4:1 betragen. In vielen westlichen Ländern liegen die Werte aber bei 15:1 oder sogar darüber. In Japan hingegen, wo traditionell sehr viel Fisch gegessen wird, verschiebt sich das Verhältnis zugunsten der Omega-3-Fettsäuren. Forscher sehen darin einen entscheidenden Grund dafür, dass Japan die höchste Lebenserwartung der Welt aufweist.

Eine weitere wichtige Rolle bei der Entstehung chronisch entzündlicher Prozesse spielt das Körperfett, insbesondere das Bauchfett (Apfel-Typ). Deutlich weniger problematisch ist dagegen das Fett im Bereich von Po, Hüften und Oberschenkeln (Birnen-Typ). Hierbei handelt es sich um reines Speicherfett, das der Körper vorsorglich vor
allem für Schwangerschaft und Stillzeit angelegt hat.
Das Bauchfett zu reduzieren ist die wichtigste Maßnahme gegen das metabolische Syndrom (Fettleibigkeit, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen und Bluthochdruck). Dafür gibt es zwei Methoden: Weniger essen und mehr Sport betreiben. Am besten kombiniert man beides. Sport beugt zudem Osteoporose, Demenz, Krebs und vielen anderen Erkrankungen vor. Auch Sport erhöht zunächst die oxidative Belastung. Doch wieder wirkt das Hormesis-Prinzip: Durch die zunächst vermehrt auftretenden freien Radikale werden die körpereigenen Schutz-Enzyme hochgefahren. Folge: Der oxidative Stress wird auf Dauer weniger, die vielen kleinen Schäden an den Muskelfasern werden repariert. Wichtig daher: Nach intensivem Training unbedingt einen Tag Pause einlegen!

4. HORMONMANGEL: Fehlender Antrieb

Kann man das Altern durch die Gabe von Hormonen behandeln? Diese Frage gehört zu den spannendsten, aber auch zu den umstrittensten im Bereich der Anti-Aging-Medizin. Neben den klassischen Geschlechtshormonen (Östrogene, Progesteron, Androgene), werden auch noch einige weitere Botenstoffe als Anti-Aging-Hormone gehandelt – wie etwa das Dehydroepi-
androsteron (DHEA). Das Hormon DHEA wird hauptsächlich in der Nebennierenrinde gebildet. Es stellt eine Art Reservedepot sowohl für die weiblichen als auch für die männlichen Sexualhormone dar. Wie bei kaum einem anderen Hormon sinkt der Spiegel von DHEA im Laufe des Lebens ab. Bereits mit 40 bis 50 Jahren hat er sich normalerweise halbiert. Wichtige Altersstudien, wie etwa die „Boston Longitudinal Study of Aging“, konnten zeigen, dass Menschen, die noch im fortgeschrittenen Alter über hohe DHEA-Spiegel verfügen, offensichtlich eine besonders hohe Lebenserwartung haben.
Allerdings verstoffwechseln Männer und Frauen DHEA unterschiedlich: Männer machen daraus hauptsächlich Östrogene, Frauen verwandeln DHEA bis zu 80 Prozent in Androgene. Es ist also wenig sinnvoll, DHEA nach dem Gießkannenprinzip als allgemeines Anti-Aging-Hormon zu verordnen. Auch Männer können unter Östrogenmangel leiden; die meisten haben im Alter jedoch eher zu hohe Östrogenspiegel. Umgekehrt ist ein Androgenmangel bei Frauen keine Seltenheit. Zeichen dafür sind eine allgemeine Antriebsarmut und insbesondere das Nachlassen des sexuellen Interesses. Bei absinkendem DHEA-Spiegel kommt es zudem zu erhöhten Stresshormonspiegeln. Die Gabe von DHEA kann also auch Teil des Gesamtkonzeptes bei einer gezielten Stressreduktion sein.

Allerdings gibt es bei Frauen auch die gegenteilige hormonelle Situation, also zu hohe Androgenspiegel. Zeichen dafür sind Haarausfall, vermehrte Körperbehaarung und eine zunehmend unreine, fettige Haut (Seborrhoe). Daher gilt, wie bei allen Hormongaben: Erst die gemessenen Hormonspiegel zusammen mit einem entsprechenden klinischen Bild ergeben die Diagnose. Dann kann entsprechend therapiert werden.

Insbesondere in Amerika wird auch das Wachstumshormon (englisch: Human Growth Hormone, HGH) als Anti-Aging-Hormon gehypt. Ganze Kliniken haben sich dort darauf spezialisiert, alternde Menschen auf dieses Hormon einzustellen. Vorteil: Zunahme der Muskelmasse bei gleichzeitiger Abnahme des Fettgewebes. Auch die Knochendichte nimmt zu. Nachteil: Das Risiko, an Diabetes zu erkranken, steigt. Und: Es besteht die Gefahr, dass das Hormon nicht nur gutartige, sondern auch bösartige Zellen wachsen lässt (erhöhtes Krebsrisiko!).
Good News: Das Wachstumshormon lässt sich auch ganz natürlich durch Sport – insbesondere durch Muskeltraining und hoch intensives Intervalltraining – stimulieren. Besonders effektiv ist zudem das „Dinner-Cancelling“: Wer nach 17 Uhr auf feste Nahrung verzichtet, bringt sich während der Nacht in eine leichte Unterzuckerung. Das hilft nicht nur beim Abnehmen, sondern ist zugleich ein Reiz für die Hirnanhangsdrüse, in den frühen Morgenstunden vermehrt das Wachstumshormon auszuschütten. Schon zwei Tage Dinner-Cancelling pro Woche bringen gute Erfolge.

5. ERKRANKUNG DER MITOCHONDRIEN: Krise im Kraftwerk

Die Mitochondrien sind für die Energiebereitstellung in der Zelle verantwortlich. Verlieren sie an Leistungsfähigkeit, schwindet unsere Energie und die schädlichen freien Radikale werden mehr. Genauso wie im Laufe der Zeit die Mitochondrien allmählich weniger effektiv arbeiten, tun dies auch die Lysosomen (Zellorganellen). Mit üblen Folgen: Die Zelle müllt nach und nach zu. Sichtbar ist dies zum Beispiel an den sogenannten Altersflecken auf der Haut. Für die Haut selbst mag das harmlos sein. Doch sind Altersflecken immer auch ein Indiz dafür, dass sich auch an anderen Stellen des Körpers Alterungsprozesse abspielen. So etwa können die Abfallstoffe auch das Herz beeinträchtigen – es schlägt dann weniger effektiv (Herzmuskelinsuffizienz) – oder die Netzhaut des Auges (Makuladegeneration).
Wie bringen wir also unsere Mitochondrien dazu, fit und jung zu bleiben? Das Zauberwort lautet auch hier: Sport! Mitochondrien sind Energielieferanten – und Bewegung verbraucht bekanntlich Energie. Vor allem in den Muskelzellen laufen die Mitochondrien bei körperlicher Betätigung auf Hochtouren. Bei intensiver Belastung kommen sie dann an ihre Grenzen. Die Folge: Der Muskel wird sauer und schmerzt, dem Körper geht der Treibstoff aus. Das ist gut: Denn um künftige Energiekrisen zu vermeiden, produziert der Körper fleißig neue Mitochon-
drien. Das macht uns leistungsfähiger. Auch im Kopf: Denn neben den Muskelzellen verbrauchen unsere Gehirnzellen am meisten Energie. Wer Sport macht, trainiert also sein Gehirn gleich mit.

6. GEN-SCHÄDEN: Fehler im Bauplan?

Ist Altern etwas, das in unseren Erbanlagen festgeschrieben ist? Gibt es ein genetisches Programm, das festlegt, wie und wie schnell wir altern? Vieles deutet darauf hin. Evolution bedeutet „Survival of the fittest“, also das Überleben desjenigen, der am kräftigsten und gesündesten ist. Wer bereits frühzeitig an Beeinträchtigungen leidet, hat weniger Chancen, sich fortzupflanzen und diese Krankheitsanlagen weiterzugeben. Alles in der Natur ist auf Fortpflanzung ausgerichtet. Daher wachen unsere Gene auch darüber, dass wir möglichst fit sind. Spätestens ab dem 40. Lebensjahr sind wir für Mutter Natur nicht mehr interessant. Wer jetzt noch lange bei guter Gesundheit weiterleben will, muss selbst die Initiative ergreifen.
Auch wenn in unserem Erbgut kein gezieltes Alterungsprogramm abläuft, so unterliegen unsere Gene doch selbst einem Alterungsprozess. Vor allem der oxidative Stress, also die Schädigung durch freie Radikale, ist eine Bedrohung für die DNA. Es wird geschätzt, dass täglich etwa 100.000 Schädigungen durch freie Radikale auf die DNA jeder einzelnen Zelle einwirken. Ausgangspunkt für die Entstehung von Krebs ist fast immer eine Schädigung der DNA. Die Erbinformation intakt zu halten, gehört daher zu den wichtigsten Aufgaben der Zelle überhaupt. Dazu hat sie ein hochkomplexes System von Reparaturmechanismen entwickelt, die Tag und Nacht die DNA überprüfen, Fehler aufspüren und diese umgehend korrigieren. Sind die Fehler bereits so gravierend, dass eine Reparatur nicht mehr möglich ist, so wird der Zelle der Befehl zum Selbstmord erteilt. Eine heikle Angelegenheit: Sterben zu viele Zellen, führt dies zu Funktionseinbußen des Gewebes. Wird zu nachlässig vorgegangen, droht Krebs.
Lässt sich dagegen etwas tun? Ja – mit regelmäßiger Bewegung, Vermeidung von Übergewicht, UV-Schutz, Nikotinverzicht oder Maßnahmen wie Dinner-Cancelling. Noch relativ neu ist die Erkenntnis, dass Anti-Aging bereits im Mutterleib beginnt: Die neun Monate unseres vorgeburtlichen Lebens prägen unsere spätere Gesundheit derart stark, dass man inzwischen von einer fetalen Programmierung spricht. Nährstoffe wie Folsäure, Jod, Zink, Selen, Vitamin D3 und Omega-3-Fettsäuren sind für die Entwicklung des Fetus von entscheidender Bedeutung. Nimmt die Mutter sie nicht in ausreichendem Maße auf, hat das negative Auswirkungen auf die Gesundheit des Kindes, bis in sein späteres Erwachsenenalter. Neue Untersuchungen zeigen, dass diese epigenetischen Prägungen sogar in die nächste Generation vererbt werden können. Der Mensch ist also nicht nur, was er isst, sondern auch, was seine Mutter und seine Großmutter gegessen haben. Für schwangere Frauen bedeutet dies, dass es wichtig ist, noch intensiver auf die richtige Ernährung in der Schwangerschaft zu achten.

7. DIE BIOLOGISCHE UHR: Countdown in den Zellen

In jeder unserer Zellen tickt eine Art winziger Wecker, der über ihre Lebenszeit bestimmt. Es handelt sich bei diesen biologischen Uhren um die sogenannten Telomere. Das sind Teile der DNA, die sich jeweils an den äußersten Enden der Chromosomen befinden. Man vergleicht diese Telomere gerne mit den kleinen Plastikhülsen, die auf den Enden von Schnürsenkeln sitzen. Ähnlich wie diese die Fäden der Schnürsenkel schützen, sorgen die Telomere dafür, dass die Stränge der DNA an ihren Enden intakt bleiben. Und diese Telomere lassen sich durchaus beeinflussen. Unsere biologische Uhr kann also sowohl vor- als auch zurückgedreht werden – mit den hier bereits mehrfach genannten Maßnahmen. Noch befindet sich die Telomerforschung in ihren Anfängen. Aber viele Wissenschaftler sind sich jetzt schon einig: Der Präventivmedizin eröffnen die Telomere völlig neue Perspektiven. Die Zukunft könnte in der Tat lauten: „Reverse-Aging“ anstatt „Anti-Aging“ – das Altern zurückdrehen, statt ihm nur vorzubeugen beziehungsweise es zu verlangsamen.

Der Experte:

Prof. Dr. med. Bernd Kleine-Gunk ist Frauenarzt in Nürnberg und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Prävention und Anti-Aging-Medizin (GSAAM).
Info: www.kleine-gunk.de

Buchtipp:

15 Jahre länger leben. Die 7-Säulen-Anti-Aging-Strategie nach dem Hormesis-Prinzip. Von Prof. Dr. Bernd Kleine-Gunk, GU Verlag, um € 20,60.

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15 Jahre länger leben. GU, um € 20,60. © GU Verlag
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