Gut schlafen trotz Sommerhitze

Mit steigenden Temperaturen sinkt unsere Schlafqualität. An erholsame Nachtruhe ist dann oft nicht mehr zu denken. Ein Experte erklärt, warum das so ist und wie Sie Abhilfe schaffen.
Im Sommer schlafen viele Menschen schlecht. Warum macht uns die Hitze so zu schaffen? Wir sind schließlich trotzdem müde...
Bernd Saletu: Die Temperatur hat einen großen Einfluss auf den Schlaf. Ist es zu kalt, schlafe ich schlecht, ist es zu heiß, schlafe ich ebenfalls schlecht. Bei extremen Temperaturen nehmen die Wach- und Leichtschlafstadien zu, während die REM-Schlaf(Traumschlaf)-Stadien abnehmen. Unser gesamtes Schlaf-Wach-Verhalten ändert sich auch mit der Jahreszeit. So haben wir etwa im Winter im Verlauf von 24 Stunden durch besseren Schlaf nur sieben Prozent Nappingepisoden, im Sommer sind es durch stärker gestörten Schlaf ganze 22 Prozent.
So schlafen wir im Sommer häufiger tagsüber ein ...
Saletu: Was sich auch mit Studien aus Japan erklären lässt, bei denen die Forscher zu dem Ergebnis gekommen sind, dass die Schlafeffizienz im Winter um einiges höher ist als im Sommer. Mit Schlafeffizienz ist jene Zeit gemeint, die wir im Bett sind und auch wirklich schlafen.
Was können wir selbst tun, um den Schlaf im Sommer zu verbessern? Welche Raumtemperatur wäre ideal?
Saletu: Das ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Und Schlafdauer und -qualität hängen nicht nur von der Temperatur, sondern auch vom Licht ab. Aber es ist auch so, dass wir im Sommer eine ganze Stunde weniger Schlaf brauchen.
Tatsächlich?
Saletu: Ja. Das kennt man auch vom Urlaub. Wenn man in den Süden Europas fährt, gibt es mehr Sonne und man ist so aufgedreht, dass man automatisch weniger schläft, während hingegen ein Urlaub in kühleren Regionen meist mit einer längeren Nachtruhe verbunden ist.
Wer leidet jetzt besonders unter der Hitze?
Saletu: Ältere Menschen sind betroffen, aber auch jene, die ohnehin schon schlecht schlafen. Jeder vierte Österreicher kämpft mit dem Schlaf. Die Ursachen sind vielfältig, es gibt 97 verschiedene Schlafstörungen.
Es gibt die Einteilung in Eulen und Lerchen, also Abend- und Morgenmenschen. Hat der Typ Auswirkungen auf die Schlafqualität bei Hitze?
Saletu: Nein. Nur jeweils zehn Prozent sind wirklich ausgeprägte Typen, die restlichen 80 Prozent sind variabel. Das ginge gar nicht anders, wir müssen uns ja adaptieren. Aber wir merken selbst, wie sehr uns Veränderungen treffen. Zweimal im Jahr wird die Uhr umgestellt und um diese Tage gibt es signifikant mehr Unfälle, nicht zuletzt, weil wir nicht ausgeschlafen sind. Und dabei geht es nur um eine Stunde. Dennoch ist unser Hirn fantastisch anpassungsfähig, dass es das überhaupt schafft.
Worauf sollte man im Sommer besonders achten, um gut zu schlafen?
Saletu: Das Bettzeug muss an die Jahreszeit angepasst werden, eine leichte Decke ist ideal. Nackt schlafen mag vielleicht sexy sein, aber Gänsehaut ist nicht förderlich für den Schlaf. Am besten sind stabile Temperaturen. Wie hoch diese sein sollten, ist immer unterschiedlich. Darum ist es besser, wenn jeder seine eigene Decke hat und sich nicht zwei Personen eine Decke teilen.
Sollte man das Fenster in der Nacht öffnen oder die Temperatur besser mit einem Ventilator regeln?
Saletu: Ich würde sagen, das kommt darauf an, wo man wohnt. Mit dem Fenster kann man vielleicht die Temperatur regeln, aber mit der kühlen Luft kommt auch der Lärm herein. Und das wirkt sich wieder negativ aus.
Wann braucht man bei Schlafstörungen Hilfe?
Saletu: Wenn der Schlaf einen Monat lang in drei Nächten pro Woche gestört ist, sollte man einen Experten hinzuziehen und die Ursachen erforschen. Da reicht oft kein Gespräch mehr, die Schlafstörungen müssen in einem Schlaflabor gemessen und gezielt behandelt werden.

Univ.-Prof. Dr. Bernd Saletu ist der Begründer der Schlafmedizin in Österreich. Er hat 17 Bücher zum Thema verfasst, darunter „Faszination Schlaf“, Maudrich-Verlag, € 22,–. Info: www.schlaflabor-saletu.at
Noch mehr Tipps für angenehme Nachtruhe gibt's in der aktuellen Lust auf's Leben-Ausgabe (August-Heft)!