Wie der Körper Schmerz vergisst

Wie der Körper Schmerz vergisst

Wie Sie mit Neurocoaching das Schmerzgedächtnis neu porgrammieren

Chronische Schmerzen können die Lebensqualität der Betroffenen erheblich einschränken. Untere Rückenschmerzen gelten in Deutschland sogar als Volkskrankheit. Etwa 80 Prozent der Erwachsenen haben oder hatten darunter zu leiden.
Vielleicht sind Sie einer der vier von fünf Betroffenen, bei dem der Therapeut nach anfänglich erfolgversprechender Behandlung keinen Rat mehr weiß? Denn die körperliche Ursache der Schmerzen scheint behoben, die verletzte Stelle gilt als verheilt. Und dennoch haben Sie weiterhin starke Beschwerden. Ihr Therapeut nennt dies »unspezifische Schmerzen«.
Chronische Schmerzen, etwa an Kopf, Rücken, Gelenken oder dem Bauch, können auch ohne organisch erkennbare Ursache sehr belastend sein. Wie sich Erkenntnisse der Neurowissenschaften nutzen lassen, um die Schmerzwahrnehmung selbst zu kontrollieren und im besten Fall zu stoppen, zeigen Neurocoach Nina Olsson und Osteopath und Physiotherapeut Michael Weber in ihrem TRIAS Ratgeber „Neurocoaching – Wie der Körper den Schmerz vergisst“ (TRIAS Verlag, Stuttgart. 2022). Die neue Methode Neurocoaching dient dazu, Menschen zu helfen, ihre Schmerzen zu bewältigen. Der innovative Ansatz zur Schmerztherapie in Selbstanwendung leitet unter anderem dazu an, negative und damit schmerzverstärkende Gedanken durch positive zu ersetzen.

Schmerz ist Stress

Schmerz bedeutet immer maximalen Stress für den Körper. Das Gehirn sorgt bei Stress dafür, dass unter anderem die Hormone Cortisol und Adrenalin ausgeschüttet werden. Diese sogenannten Schmerztreiber-Hormone sorgen nicht nur für erhöhten Blutdruck, Herzrasen und feuchte Hände, sondern auch für ein verstärktes Schmerzempfinden.
Schmerz passiert also eigentlich nicht dort, wo wir ihn vermuten – nämlich an der schmerzenden Körperstelle – sondern in bestimmten Netzwerken des Gehirns. Und diese Netzwerke und Verknüpfungen können Sie bewusst mit Methoden aus dem Neurocaoching beeinflussen.
Um Energie zu sparen, greift es auf vergangene Erfahrungen zurück und reagiert entsprechend immer gleich.
Durch bestimmte Gedanken können die für den Schmerz zuständigen Netzwerke Ihres Gehirns so manipuliert werden, dass sich die Wahrnehmung von Schmerz verändert. Wir zeigen Ihnen, wie. Diese Gedanken-Prozesse haben die Autoren Brücken genannt, weil sie Sie über den Schmerz hinwegführen.
Diese Gedanken sorgen für die Ausschüttung der Gegenspieler der Schmerztreiber-Hormone: Den Hormonen Serotonin und Dopamin, den sogenannten Glückshormonen. "Nur sie sind in der Lage, Adrenalin und Cortisol zu neutralisieren", so die Autoren, "Gleichzeitig können diese Gedanken dafür sorgen, dass die Ausschüttung der Stresshormone sofort gestoppt wird. So kann der Körper die Selbstheilung in Gang setzen, die unter Stress erst einmal zurückgestellt wird."

Worte und Gedanken beeinflussen das Schmerzempfinden

Schmerzen werden als „unspezifisch“ bezeichnet, wenn medizinische Untersuchungen wie bildgebende Verfahren den tatsächlich empfundenen Schmerz nicht erklären können. Das ist bei etwa 90 Prozent der von Rückenschmerzen Geplagten der Fall. Medikamente und Injektionen helfen, sollten aber keine Dauerlösung sein. "Hier können Übungen aus dem Neurocoaching und der Osteopathie dazu beitragen, den Schmerz zu lindern", so die Autoren.

Denn Schmerzen, davon sind Olsson und Weber überzeugt, entstehen im Gehirn. Und an diesem Punkt setzt das Neurocoaching an: Es geht darum, das Schmerzgedächtnis zu löschen und die Schmerzkontrolle zu erlernen. Klingt fantastisch? „Eine Erkenntnis der Neurowissenschaften ist, dass unsere Gedanken und Worte Einfluss auf unseren Körper haben. Eine weitere, dass wir diese Gedanken bewusst steuern können“, erläutert das Autorenduo. „Wie sie ihre Gedanken in die für sie richtige Richtung lenken und damit ihre Schmerzen kontrollieren können, möchten wir unseren Leser*innen anhand praktischer Übungen zeigen.“ Im Ratgeber erklären Olsson und Weber auch, wie Mikro-Bewegungen und weitere osteopathische Techniken in Eigentherapie positive, schmerzlindernde Effekte entfalten können.

Buchempfehlung

"Neurocoaching – Wie der Körper den Schmerz vergisst
Schmerzgedächtnis löschen. Schmerzkontrolle lernen", Nina Olsson, Michael Weber, TRIAS Verlag, Stuttgart. 2022
€ 17,50