Wie Gelassenheit die Gesundheit stärkt

Wie Gelassenheit die Gesundheit stärkt

Eine groß angelegte Studie zeigt: Angst gehört zu den stärksten Faktoren, an Covid-19 zu erkranken und einen schweren Verlauf zu haben.

Die Zahlen steigen, neue Mutationen, Angst vor neuen Lockdowns und der vierte Welle im Herbst – seit knapp 1,5 Jahren regiert vor allem ein Thema unser Bewusstsein damit einen großen Teil unserer Realität: Corona. Damit verbunden ist nunmehr bei den meisten Menschen seit diesem Zeitraum auch eine andauernde Angst um die eigene Gesundheit und die der Angehörigen – auch Zukunftsängste spielen bei vielen eine Rolle: Wie wird es mit der Wirtschaft weitergehen? Was geschieht mit meiner Existenz? Werden wir jemals wieder ein angstfreies und normales Leben führen? Angst in verschiedenen Formen ist also zum Dauergast in unseren Körpern und in unseren Psychen geworden.

Psychische Störungen wie Angst- und Panikstörungen aber auch Depressionen haben seit der Coronakrise deutlich zugenommen. Psychiatrien und psychiatrische Ordinationen sind heillos überfüllt. Auch für Kinder und Jugendliche ist die Situation mittlerweile unzumutbar geworden. Viele bekommen keinen Behandlungsplatz, und wenn, sind die Wartezeiten lange.

Studie: Angst fördert schwere Verläufe

Jetzt haben Forscher in einer groß angelegte US-Studie herausgefunden, was Angst mit der Gesundheit in Bezug auf das Corona-Virus macht: An einer halben Million PatientInnen, die im Zeitraum von März 2020 bis März 2021 aufgrund von Covid-19 im Krankenhaus behandelt wurden, identifizierten sie die 18 stärksten Risikofaktoren einer Covid-19-Erkrankung und eines schweren Verlaufs. Angst belegte dabei die achte Stelle. In Hinblick auf Tod durch Covid-19 gilt Angst neben Fettleibigkeit als stärkster Risikofaktor.

Überraschend: Asthma steht als Atemwegserkrankung bei diesen Faktoren an der letzten Stelle - während Angst ("Anxiety") den achten Rang besetzt. An den Stellen vor Angst und angstbezogenen Störungen (Rang 1-7) liegen hoher Blutdruck, Störungen des Fettstoffwechsels, Fettleibigkeit/Übergewicht, Diabetes mit Komplikationen, Herzkrankheiten, Störungen der Speiseröhre sowie Nierenkrankheiten.

Weg von der Angst, hin zur gesunden Gelassenheit

"Die Ergebnisse zeigen also, dass Menschen, die mehr Angst haben, eher an Covid-19 erkranken und auch schwerere Corona-Verläufe haben", kommentiert der Wiener Psychiater Raphael Bonelli die Studie, "Diese neuen, wissenschaftlichen Erkenntnisse decken sich mit meinen bisherigen Wahrnehmungen. Dass Angst das Immunsystem so sehr schädigt, ist allerdings eine sensationelle und neuartige wissenschaftliche Erkenntnis, auf die es zu reagieren gilt."


Das Gebot der Stunde laute also jetzt: "Runter von der Angst, die Panik vor den neuen Mutationen reduzieren und mehr Gelassenheit an den Tag legen", sagt Bonelli "Dass Angst einer der häufigsten Faktoren ist, dass Menschen an Corona sterben ist jetzt wissenschaftlich belegt. Darum müssen wir jetzt gegensteuern, deeskalieren und der Situation gelassener begegnen. Es gilt jetzt, die Angst ganz gezielt zu bekämpfen."

"Angst verhindert Leben"

Angst sei auch in anderen Zusammenhängen – im übertragenen Sinn – lebensverhindernd, so der Psychiater. Wer an Angst leidet, zieht sich zurück und lebt ein vermeintlich sicheres Leben hinter Schutzmauern und in Isolation. "Was meinen Patienten häufig vermittle, nämlich, dass Angst Leben verhindert, wurde durch diese Studie erweitert - nämlich, dass Angst sogar tödlich ist", so Bonelli.
Gelassenheit, ein gesundes Maß und auch eine Prise Humor seien gute Mittel, um der Angst zu begegnen. Dabei hilft auch, die Aufmerksamkeit auf andere Dinge zu lenken als auf Corona und die aktuellen Zahlen.