4 Strategien gegen Kopfweh
Mehr als eine Million Menschen in Österreich, vorwiegend Frauen, sind von Kopfschmerzen oder Migräne betroffen.
Mehr als eine Million Menschen in Österreich, vorwiegend Frauen, sind von Kopfschmerzen oder Migräne betroffen. Ein Neurologe verrät die häufigsten Ursachen und welche Maßnahmen am besten helfen.
Es gibt 250 verschiedene Arten von Kopfschmerzen: „Zu den häufigsten zählen Spannungskopfschmerzen, Migräne und Clusterkopfschmerzen“, erklärt Dr. Klaus-Dieter Kieslinger, Facharzt für Neurologie in Salzburg. Um eine Diagnose zu stellen, sind genaue Untersuchungen notwendig. „Wir eruieren gemeinsam mit dem Patienten, wie oft die Kopfschmerzen auftreten, was die Auslöser sind, wann sie auftreten. Es gibt zum Beispiel Wochenend-Migräne. Sobald die Anspannung von der Arbeitswoche nachlässt, haben die Personen Kopfweh.“ Aber auch in vielen anderen Fällen sind Anspannungen die Auslöser für die Kopfschmerzen. Durch Stress oder Überlastung verkrampft sich die Muskulatur und das überträgt sich auf den Kopf. Kopfschmerzen sind dann ein Signal dieser überschießenden Nervenaktivität: „Deswegen ist es gerade bei Kopfschmerzen so wichtig, dass man Anspannen als auch Loslassen lernt“, betont der Neurologe.
Ein Fragebogen hilft, die Auslöser zu finden. „Manchmal sind Kopfschmerzen auch Symptom für eine andere Erkrankung wie eine Hirnhaut- oder Nasennebenhöhlenentzündung, hohen Blutdruck, Fehlhaltungen der Wirbelsäule, Hirntumor oder etwa ein zu hoher Innendruck des Auges. Daher gilt: „Gefährlich kann es dann werden, wenn Kopfschmerzen neu auftreten, in kurzer Zeit sehr intensiv werden, Fieber oder neurologische Ausfälle wie Lähmungen hinzukommen sowie bei Nackensteife. Dann heißt es sofort zum Arzt gehen“, warnt der Experte.
Welche Therapie passt zu mir?
Die Wahl der Therapiemethode ist höchst individuell. Einige Therapien sind sehr zeitaufwendig. Dr. Kieslinger: „Optimal für fast alle Kopfschmerzpatienten wäre es, dreimal pro Woche 30 Minuten Sport und täglich 20 Minuten Entspannungstraining zu machen – das ist jedoch nicht jedermanns Sache. Auch wenn diese Maßnahmen nicht nur in puncto Kopfschmerzen etwas bringen, sondern die allgemeine Zufriedenheit erhöhen. Außerdem beugt man Depressionen vor, ist insgesamt entspannter und psychisch stabiler.“
Es reiche jedoch nicht aus, nur die Kopfschmerzen zu bekämpfen. Man müsse vielmehr auch die Verhaltensweisen hinterfragen, die zu diesen führen: „Wenn ich jede Woche so unter Druck stehe, dass der Körper mit Kopfschmerzen reagiert, muss ich wohl Stress reduzieren“, so Dr. Kieslinger.
Botox (Bei Migräne)
Auch das Spritzen des Nervengiftes Botulinumtoxin, kurz Botox, hat sich in der Behandlung von Migräne bewährt. „Das Botox kann an bestimmten Stellen im Kopf und im Nacken injiziert werden. Damit wird die Überleitung der überschießenden Nervenimpulse auf die Muskelzellen reduziert. Das kann man aber auch mit Entspannungstraining selbst herbeiführen“, erklärt Dr. Kieslinger.
Entspannungstraining (Bei Migräne und Spannungskopfschmerzen)
Spannungskopfschmerzen sowie Migräne hängen häufig mit einer zu hohen Muskelanspannung durch Stress zusammen. „Östliche Entspannungstechniken wie Tai-Chi, Qigong, Yoga oder westliche Methoden wie Progressive Muskelentspannung nach Jacobson sowie Autogenes Training helfen dabei, diese Spannungen zu lösen. Optimal wäre es, wenn man die Techniken täglich für 20 Minuten anwendet. Ich persönlich finde die östlichen Methoden besser. Denn die westlichen Methoden sind zwar schnell erlernt und können schnell umgesetzt werden, aber sie werden dann irgendwann langweilig, während Yoga, Tai-Chi und Qigong wesentlich vielseitiger sind.“
Nahrungsergänzungsmittel (Bei Migräne und Spannungskopfschmerzen)
Dr. Klaus-Dieter Kieslinger erklärt: „Gute Erfahrungen habe ich zum Beispiel mit der Einnahme von Probiotika, wie Laktobazillen, bei Migräne gemacht. Aber auch Mittel mit Ingwer, Pestwurz oder Mutterkraut können Spannungen im Kopf lösen und das kann helfen, Anfälle zu reduzieren. Magnesium wird ebenfalls bei Migräne eingesetzt. Ursprünglich wurde auch Mutterkorn dazu verwendet – das ist der Pilz, der Getreidesorten befallen kann und der in großen Mengen tödlich wirkt. Auch dieser reduziert in geringen Mengen die Weitstellung der Gefäße bei Kopfschmerzen. Aus Sicherheit wird er aber nicht mehr verwendet.“
Medikamente nehmen/ reduzieren (Bei Migräne und Spannungskopfschmerzen)
„In der Schulmedizin werden hochwirksame Medikamente erfolgreich gegen Schmerzen verordnet. Umgekehrt kann es aber auch sein, dass gerade diese zum Auslöser werden. Wenn jemand mehr als 15 Mal in der Woche oder täglich Pillen gegen Kopfschmerzen schluckt, kann er auch davon Kopfweh bekommen. Gerade in diesen Fällen ist es wichtig, dass die Ursache gefunden wird, sonst kann ein Dauerkopfschmerz entstehen. Umgekehrt kann es passieren, dass durch den Medikamentenentzug erst einmal Schmerzen auftreten“, sagt der Neurologe. „Daher ist es wichtig, dass man bei einem Arzt bleibt, um die Ursache zu finden.“
Der Experte:
DR. KLAUS-DIETER KIESLINGER, Facharzt für Neurologie mit Ordination im Diakonissenkrankenhaus in Salzburg. Infos: www.kieslinger-neurologie.at
Weitere vier Strategien gegen Kopfweh und Migräne erfahren Sie in der aktuellen Ausgabe von Lust aufs LEBEN (November Ausgabe).