Wespengift-Allergie: Sicherer Schutz vor dem Stich

Wespengift-Allergie: Sicherer Schutz vor dem Stich

Für mehr als 200.000 Österreicher sind Wespen nicht einfach nur lästig, sondern eine echte Gefahr. Eine Immun-Therapie hilft Allergikern.

Eine Wespengift-Allergie ist der häufigste Grund einer schweren, mitunter lebensbedrohlichen allergischen Reaktion bei Erwachsenen. So gefährlich sie ist, so gut ist sie durch eine gezielte Diagnose festzustellen und durch eine Insektengift-Immuntherapie behandelbar. Die Erfolgsrate beträgt nahezu 100 Prozent.

Jedes Jahr gründen die überwinternden Wespenköniginnen ihre Kolonien neu. Durch die starken Temperaturschwankungen Anfang des Jahres sind sie laut Univ.-Prof. Dr. Karl Crailsheim vom Institut für Zoologie an der Karl-Franzens-Universität Graz zwar etwas im Verzug. „Wespen sind besonders in Nestnähe aggressiv und auch nicht menschenscheu. Sie sind zwar Vegetarier, sammeln aber Fleisch für ihre Larven, weshalb sie auch unsere gedeckten Tische aufsuchen und dabei durchaus aufdringlich werden“, erklärt der Biologe Univ.-Doz. Dr. Wolfgang Hemmer vom Floridsdorfer Allergiezentrum (FAZ). Allergiker sollten also achtsam sein.

200.000 schwere Wespengift-Allergiker in Österreich

Etwa jeder 30. Österreicher ist schwer allergisch gegen den Stich einer Biene oder Wespe. Bei etwa 200.000 Österreichern genügt ein Stich, um innerhalb weniger Minuten in Lebensgefahr zu schweben. „Bei einem Stich kann die gesamte Extremität anschwellen. Dieser Hautausschlag ist aber noch kein Grund zur Panik“, beruhigt Priv.-Doz. DDr. Wolfram Hötzenecker, Vorstand der Klinik für Dermatologie und Venerologie am Kepler Universitätsklinikum in Linz, das eben ein neues interdisziplinäres Allergie Zentrum eröffnet hat. „Bedrohlich wird es, wenn die allergische Reaktion den ganzen Körper erfasst und es zusätzlich zu Schwellungen im Gesicht oder Hals, Kribbeln an den Hand- und Fußinnenflächen, Übelkeit, Atemnot, Schwindel oder Herzrasen kommt.“ Das Ausmaß ist nicht vorhersehbar, der Verlauf unkalkulierbar. „Wir haben heuer bereits die ersten Fälle solch schwerer allergischer Reaktionen behandelt.“

Allergiker müssen daher ihre Notfallmedikamente, allen voran einen Adrenalin-Autoinjektor, der den Kreislauf rasch stabilisiert, immer mit sich tragen. Wichtig: Der Umgang mit dem Autoinjektor muss regelmäßig geübt werden, damit im Ernstfall alles klappt.

Punktgenaue Diagnose durch moderne Bluttests

Bei Verdacht auf eine Allergie sollte etwa ein Monat nach der Stichreaktion ein Allergietest durchgeführt werden. Hötzenecker: „In den letzten Jahren hat sich die Diagnostik sehr stark verbessert. Mit der sogenannten Komponentendiagnostik lässt ganz gezielt herausfinden, welche Eiweiß-Bestandteile aus dem jeweiligen Gift für die Allergie verantwortlich sind. Bei der Wespe liegt die Treffsicherheit inzwischen bei fast 100 Prozent.“

Allergen-spezifische Immuntherapie hilft praktisch immer

Als Behandlung kann nur eine korrekt ausgeführte allergen-spezifische Immuntherapie (AIT) vor einer übermäßigen allergischen Reaktion sicher schützen. Dabei bekommt der Patient monatlich den Allergie-Auslöser über einen Zeitraum von drei, besser aber fünf Jahren, in den Oberarm injiziert. In anfangs steigender Dosierung (Aufdosierungsphase) gewöhnt sich der Körper langsam und nachhaltig an das Insektengift. Mit Erreichen der sogenannten Erhaltungsdosis sind die Patienten geschützt. „Die Erfolgsrate der AIT bei einer Wespengift-Allergie ist nahezu 100 Prozent“, erklärt Assoz.-Prof. Dr. Gunter Sturm, Leiter des Allergieambulatoriums am Reumannplatz in Wien und der Forschungsgruppe Klinische Allergologie an der Univ.-Hautklinik Graz. „Eine derart gute Wirkung hat keine andere medizinische Therapie.“ Dies belegt auch eine aktuelle österreichische Untersuchung: „Alle Teilnehmer hatten nach Ende der Studie den Wespenstich vertragen.“

Weitere Informationen unter www.initiative-insektengift.at.
Unter dem Motto „Sicher durch den Sommer“ gibt es hier umfassende Information über Warnzeichen, Vorbeugung, Behandlung und richtiges Verhalten im Notfall sowie Tipps und Hilfestellung bei einer Insektengift-Allergie.

Das neue Allergie Zentrum im Kepler-Universitätsklinikum in Linz ist für alle Anfragen und Termine von Montag bis Freitag von acht bis zwölf Uhr unter der Telefonnummer 05/7680 83-4115 erreichbar.