Hohe Ziele
Gerlinde Kaltenbrunner am Berg
Alle 14 Achttausender ohne zusätzlichen Sauerstoff: Bergsteigerin Gerlinde Kaltenbrunner war die erste Frau, der das gelungen ist. Wir haben sie getroffen und um Tipps für Hobbysportler gebeten.
Der Berg ruft – und zwar nicht nur Bergsteiger wie Gerlinde Kaltenbrunner. Auch Hobbysportler zieht es gerne in luftige Höhen, wie in einer Studie des Alpenvereins gezeigt wurde. Bergwandern zählt bei den Österreichern ab 15 Jahren zu den drei am häufigsten ausgeübten Sportarten. Und das nicht ohne Grund: Eine einzige Wanderung über drei Stunden zeigt schon deutliche Effekte auf Psyche und Wohlbefinden. Das Beste: Die Bewegung wird dabei oft nicht einmal als Anstrengung empfunden. Wer sich länger Zeit nimmt, kann sogar noch deutlichere Effekte erzielen. So senkt zwei bis drei Wochen Wandern mit niedriger Herzfrequenz und über mehrere Stunden den Blutdruck deutlich. Bergtouren beeinflussen aber auch den Fettstoffwechsel positiv und regulieren den Cholesterinspiegel. Zusätzlich bessern sich in der Höhenluft Selbstwert, Schlafqualität und Appetit. Depressionen verringern sich. Wenn das kein Grund ist, sich seine Bergschuhe zu schnappen und sich den nächsten Berg vorzunehmen ...
Was Sie dabei beachten müssen, verrät Profi-Bergsteigerin Gerlinde Kaltenbrunner im Interview (in der Juni-Ausgabe 2017 von Lust aufs LEBEN). Die 46-Jährige hat als erste Frau alle 14 Achttausender ohne zusätzlichen Sauerstoff bestiegen. Wenn sie gerade nicht auf einer Tour zu den höchsten Bergen der Welt ist, wandert sie gerne auf heimische Gipfel. Diese Liebe hat sich bei ihr schon sehr früh entwickelt, als sie der Pfarrer ihrer Heimatgemeinde nach der sonntäglichen Messe auf zahlreiche Bergtouren mitgenommen hat.
Den ersten Achttausender, den Broad Peak Vorgipfel in Pakistan, erklomm sie dann mit 23 Jahren. Der letzte war der K2 2011 – über die Nordseite, da bisherige Touren über die Südseite fehlgeschlagen waren. Bei Expeditionen trägt Kaltenbrunner immer gleich viel Gepäck wie ihre männlichen Kollegen. Um dieses schultern zu können, stehen bei der Vorbereitung einer Tour 27 bis 29 Stunden Training pro Woche am Plan. Viel Sport macht sie aber ohnehin. „Je fitter man ist, desto geringer ist auch die Verletzungsgefahr am Berg“, so der Profi. Auch in puncto Tapferkeit steht die bekannte österreichische Sportlerin den Kollegen um nichts nach. Einziger Nachteil als Frau: „Während Männer am Weg zum Gipfel in der Nacht eine Pinkelflasche verwenden können, musste ich auch bei hohen Minusgraden aus dem Zelt nach draußen.“