Schädlicher Qualm im Nichtraucherbereich

Schädlicher Qualm im Nichtraucherbereich

Laut einer aktuellen Studie verstoßen alle bis auf eine der untersuchten Gaststätten (96 Prozent) gegen die aktuellen, gesetzlichen Vorgaben des Nichtraucherschutzes.

Eine aktuelle Studie, die von der IBO Innenraumanalytik OG in Zusammenarbeit mit ÄrztInnen für eine gesunde Umwelt (ÄGU) in gemischten Wiener Raucher-/Nichtraucherlokalen durchgeführt wurde, bringt erschreckende Ergebnisse: Alle bis auf eine der untersuchten Gaststätten (96 Prozent) verstoßen gegen die aktuellen, gesetzlichen Vorgaben des Nichtraucherschutzes. Dramatisch: Auch dort, wo nicht gequalmt wird, ist die Feinstaubkonzentration durch Passivrauch ein Vielfaches der Außenluft.
Dass Passivrauch ein relevantes Gesundheitsrisiko ist, hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereits vor etlichen Jahren belegt. Dass deutlich erhöhte Konzentrationen an Feinstaub aber nicht nur in Raucher-, sondern auch in Nichtraucherbereichen messbar sind, zeigt eine aktuelle Erhebung in Wiener Raucher-/Nichtraucherbetrieben.

Gesundheitliche Belastung auch dort, wo nicht gequalmt wird

Die neuen Erkenntnisse der quantitativ untersuchten Raucher-/Nichtraucherlokale im 15. Wiener Gemeindebezirk sind ernüchternd: Beinahe alle – und zwar 27 von 28 – untersuchten Wiener Gaststätten verstoßen gegen die Vorgaben des aktuell geltenden Tabakgesetzes.

Die gefährlichen, feinen Nanopartikel – also Teilchen deutlich kleiner als 1 Mikrometer – sind nicht nur in Raucherbereichen, sondern auch in Nichtraucherbereichen in stark erhöhter Konzentration vorhanden. Bis zu 110.000 Feinstaub-Teilchen pro cm³ wurden in Nichtraucherbereichen gemessen. Zum Vergleich: In einem reinen Nichtraucherlokal befinden sich meist unter 5.000 Partikel pro cm³.


Diese enorme Verschmutzung der Luft birgt gesundheitliche Risiken für Gäste wie auch Arbeitnehmer, wobei vor allem letztere Gruppe den Tabakrauchinhaltsstoffen stundenlang ausgesetzt ist. Seit 2013 untersuchte die IBO Innenraumanalytik OG in Zusammenarbeit mit ÄrztInnen für eine gesunde Umwelt 342 Wiener Gastbetriebe darauf, ob sie die Nichtraucherschutz-Bestimmungen einhalten.

Nach der umfassenden Erhebung in Raucher-, Nichtraucher- als auch Raucher-/Nichtraucherlokalen 2013 nahm die jüngste Untersuchung 2018 speziell 28 Lokale mit Raucher- und Nichtraucherbereichen unter die Lupe.

Sind Nichtraucherbereiche sinnlos?

Untersucht wurden insbesondere die drei Säulen des Nichtraucherschutzes: (1) Sind die Raucher- und Nichtraucherbereiche sichtbar gekennzeichnet? (2) Gibt es eine räumliche Trennung zwischen den Bereichen und (3) ist man im Nichtraucherbereich vor schädlichen Rauchinhaltsstoffen geschützt?


Das Ergebnis: Nur ein Betrieb der ausgewählten Stichprobe erfüllte bei der aktuellen Untersuchung alle Vorgaben. Bei rund 64 Prozent der Betriebe gab es aufgrund fehlender Türen oder Trennwände (11 Prozent) bzw. ständig offen stehender Türen (54 Prozent) keine effektive räumliche und lufttechnische Trennung.
Drei Viertel der Unternehmen kennzeichneten die Bereiche nicht bzw. nicht gut sichtbar und das prekärste Ergebnis: In 26 Betrieben – also rund 93 Prozent – gab es gesundheitsschädliche Konzentrationen an Feinststaub in den Nichtraucherbereichen, ausgelöst durch Passivrauch. „Die Konzentration an feinstem Nanostaub ist in den Nichtraucherbereichen der Mischbetriebe besonders schwerwiegend, denn sie ist meist deutlich (bis zum Zehnfachen) höher als an viel befahrenen Straßen und oft nicht wahrnehmbar“, hält Dipl. Ing. Peter Tappler, Innenraumklimatologe und Geschäftsführer IBO Innenraumanalytik OG, fest, „Um sich vor Tabakrauchinhaltsstoffen zu schützen, raten wir derzeit jedenfalls vom Besuch von Nichtraucherbereichen, die unmittelbar an Raucherzonen grenzen, ab.“