Gesundes Vergnügen
So geht „Hedonistic Health“
Einer der großen Gesund-Trends 2023 soll „Hedonistic Health“ sein, was auf den ersten Blick wie ein Oxymoron anmutet: wer hedonistisch lebt, richtet seinen Fokus auf Genuss und Vergnügen und das schließt vieles, was als gesund gilt, aus – wie etwa sich täglich zum Sport aufraffen, Zucker reduzieren oder auf genug Schlaf achten.
Ich gebe zu: ich bin ein bisschen neidisch, dass ich diesen ästhetisch klingenden Begriff nicht selbst kreiert habe, da ich mich tatsächlich für die Inkarnation einer Genießerin halte, die versucht, gesund zu leben. Und das seit Jahrzehnten, ja vermutlich seit der vierten Volksschulklasse. Damals hat der Schularzt etwas sehr Gescheites zu uns gesagt. Er hat gesagt, dass wir unser Leben genießen sollen unter zwei Bedingungen: Maß halten. Und ab und zu der Gesundheit zuliebe auf etwas verzichten.
Wäre ich Schulärztin geworden, hätte ich meinen Schüler*innen genau das Gleiche geraten. Es gibt Zeiten des Feierns und Zeiten des freiwilligen Verzichts. Genuss im Übermaß macht krank - und schmälert die Freude, die Lust am Schönen.
Ich feiere gerne mal eine Nacht durch, aber auf Dauer würde es mir keinen Spaß machen und Spuren hinterlassen. Soeben habe ich die Weihnachtsfeiertage mit den Familien- und Freundestreffen sehr ausgekostet (siehe KOLUMNE), aber jetzt ist erst mal Schluss mit Alkohol.
Dry January – wieder so ein Trend, bei dem ich dabei bin
Ich trinke im Jänner, erstmals übrigens, keinen Tropfen Alkohol. Sicher auch, weil ich mir selbst etwas beweisen will; vor allem aber, weil ich weiß, dass mir ab Februar das eine oder andere Gläschen wieder umso besser schmecken wird. Alkohol in Maßen kann Medizin sein – und Gift im Übermaß. Fällt es mir schwer, Wein und Bier ganz zu entsagen? Ja, ab und zu schon.
Ich bin nämlich nicht so konsequent wie man meinen möchte: Eigentlich hatte ich mit meinem Yogalehrer vereinbart, das neue Jahr am Dreikönigstag mit 108 Sonnengrüßen willkommen zu heißen (die Zahl 108 ist kein Zufall, sondern steht im Yoga für spirituelle Vollendung). Dann aber haben sich Freunde gemeldet, die spontan übers Wochenende an den Wörthersee fahren: „Kommt ihr mit?“
Gerne! Das Teenagermädchen jubiliert (drei Tage sturmfrei!), wir checken im Werzer‘s ein und lassen uns im Bademantel am Pooldeck die Wintersonne ins Gesicht scheinen. Gute Gespräche, Spaß und feines Essen inklusive. Die im Hotel angebotene Kältetherapie in der Kryo-Suite (wenige Minuten bei minus 110 Grad) nutze ich nicht: ich tauche dafür morgens in den sechs Grad kalten Wörthersee, sicherheitshalber mit Haube.
Wenn Sie 2024 dann von neuen Gesundheits-Trends hören, die „Weird Winter Wellness“, „Stupid Shock Swimming“ oder „Crazy Cool Chilling“ genannt werden: darauf beantrage ich sicherheitshalber gleich das Urheberrecht, die hab ich erfunden!
Kristin Pelzl-Scheruga ist Chefredakteurin von Lust aufs LEBEN