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Putzen genügt!

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Ausladung vom Schulball

Das Gefühl, überflüssig zu sein, bekommen Teenager-Eltern in täglichen Dosen eingeimpft und an die Nebenwirkungen gewöhnt man sich allmählich: irgendwann tut es fast nicht mehr weh.

Letztes Wochenende hatten wir dennoch ein Überflüssigkeits-Härtfefall-Erlebnis. Am Sonntag, kurz nach 9 Uhr morgens, treffen der Beste und ich – bewaffnet mit Besen, Müllsäcken und gutem Willen – im Stadtsaal der Gemeinde Purkersdorf ein, um die Reste des Schulballs zu entsorgen.

Den Ball haben die Schüler*innen der 7. Klassen organisiert, unsere Tochter ist eine von ihnen. Das war viel Arbeit. Gemäß dem Motto „The Great Gatsby“ wurden Plakate entworfen, Tombola-Spenden organisiert, Sponsoren aufgestellt, Reden vorbereitet, Choreografien einstudiert und Dekorationen entworfen: der nicht umwerfend charmante Stadtsaal soll in dekadentem Schwarz-Gold geglänzt haben.

Müllsäcke, Besen und guter Willen

Ich hätte das sehr gerne live bewundert. Doch vielen Eltern wurde signalisiert, dass ihr Erscheinen weder notwendig noch erwünscht sei: „Es reicht wirklich, wenn ihr am nächsten Tag zum Putzen kommt.“

Und da stehen wir nun, mit unseren Müllsäcken, unseren Besen, unserem guten Willen und etwa 20 anderen Müttern und Vätern, während sich die Kinder daheim in ihren Betten von der langen Nacht erholen.

Der Elternvertreter, der beim Organisieren kräftig mit angepackt hat, erzählt gerade, dass der Ball ein großer Erfolg war und weder Polizei, noch Rettung, noch Feuerwehr einspringen mussten. Das hören wir gerne. Und jetzt wünsche er uns allen noch einen schönen Sonntag, weil es sei ja bereits alles wieder sauber, dank jener Eltern, die bereits um 8 Uhr hier waren.

Autsch!

Wir sind dann, mit ein paar der tüchtigen und nicht ganz so überflüssigen Eltern auf einen Kaffee gegangen und ein wenig sentimental geworden: In genau einem Jahr wird der Abschlussball unserer Kinder stattfinden. Danach werden sie ins echte Leben entlassen.

Nächstes Jahr, beschließen wir an diesem frühen Sonntagmorgen in dem noch fast leeren Gastgarten, werden wir jedenfalls ganz sicher nicht putzen, sondern ordentlich auf den Putz hauen. Weil überflüssig werden wir dann lange genug gewesen sein.

Kristin Pelzl-Scheruga ist Chefredakteurin von WOMAN Balance.

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