Wenn Väter mit Töchtern campen

Wenn Väter mit Töchtern campen

Alle total gechillt

Das Pfingst-Wochenende ist dann anders verlaufen als geplant: Der Beste hat sich im letzten Moment doch dazu entschlossen, mit der Tochter zum Camping zu fahren. Weil er halt ein sehr, sehr leiwander Vater ist (und auch weil er eine super Rad-Route vom Waldviertel nach Tschechien ausprobieren wollte – also nicht ganz uneigennützig).

Am Feuer sitzen und schweigen

Dazu muss man wissen, dass er in allerbester Gesellschaft war – nämlich in der von lauter leiwanden Papas: vier Väter zelten drei Tage lang mit ihren Teenager-Töchtern (zwei Burschen waren auch dabei) am Ottensteiner Stausee. Die Männer machen Feuer, grillen Würste (für ihre Töchter vegane Burger), trinken Bier und schweigen.

„Ihr habt nichts besprochen?“
„Wir waren müde.“
„Wovon?“
„Vom Zelt aufbauen.“
„Und die Kinder?“
„Auch total gechillt. Kein Handy, so angenehm. Und niemand hat Druck gemacht.“

Natürlich weiß ich, wen der Beste mit „niemand“ meint. Mich. Und die anderen abwesenden Mütter. Die vielleicht gefragt hätten: „Habt ihr gut geschlafen?“, „Wann wollen wir essen?“, „Wer geht mit zur Ruine Dobra?“ oder „Seid ihr gut eingecremt?“ Offensichtlich zelebrierte man am Campingplatz drei Tage lang nonverbalen Müßiggang im selbstbestimmten Rhythmus.

So wie ich: Auch mein verlängertes Wochenende war total gechillt. Ein feiner Stadtbummel, ein Fast-Schon-Sommer-Traumtagerl am Gänsehäufel und ein Besuch im nahezu leeren Hadersdorfer Bad, immer Doderers „Strudlhofstiege“ mit dabei. Und niemand hat mich beim Lesen gestört. Oder beim exzessiven Zeitverstreichen-Lassen. Und wie froh ich doch bin, hab ich mir gedacht, dass ich jetzt nicht in einem Zelt frieren muss, als ich mich mit meinem Buch in mein warmes Bett gekuschelt hab.

Plan-Änderungen sind manchmal ein Glücksfall, für alle.

Kristin Pelzl-Scheruga ist Chefredakteurin von WOMAN Balance.