Liebling, du darfst...

Kristin Pelzl-Scheruga in Liverpool.

Kristin Pelzl-Scheruga in Liverpool.

... fast alles! Sagt „Lust aufs LEBEN“-Chefredakteurin Kristin Pelzl-Scheruga

Ein, ja vielleicht das wichtigste, Geheimnis glücklicher Beziehungen: den anderen so sein lassen, wie er ist. Behauptet Psychotherapeutin Monika Wogrolly (nachzulesen in unserer aktuellen Coverstory, Oktober 2017) – und ich stimme ihr zu.

In meiner fast 20-jährigen Ehe habe ich nie versucht, meinen Mann zu ändern. Ich weiß, dass er sich täglich bewegen muss, also soll er. Er ist ordnungsliebend, fast penibel – total ok. Seine Stammtisch-Besuche sind ihm heilig, ebenso seine Skitouren im Winter und seine Mountainbike-Wochen im Sommer. No problem!

Ich habe dafür meine Freiheiten und darf gestresst, schlampig, bücher- und musikvernarrt sein. Wunderbar! Er investiert in Fahrradcomputer (so was gibt’s wirklich!) und Steigfälle; ich in Plattenspieler und Vinyl.

Trotz unserer Verschiedenheiten machen wir manchmal was gemeinsam: wir reisen gerne, lieben die Natur und er schleppt mich manchmal mit ins Gebirge. Ich ihn in zu Rockkonzerten. Unser Highlight letztes Frühjahr: ein paar Tage in Liverpool, der Stadt meiner über alles geliebten Beatles. Auch er kam als großer Fan zurück.

Vor kurzem waren wir in Lucca (Toskana), um dort die Rolling Stones zu bejubeln (eine Woche davor sahen wir sie in Spielberg). Das kann ich trotz Beatles-Liebe verantworten, weil meine Heiligen ja nicht mehr live auftreten können.

Was aber gar nicht geht: dass mein Mann plötzlich die Stones noch eine Spur fantastischer findet als die Beatles. Hallo?! Wenn ihm unsere Ehe wirklich wichtig ist, nimmt er die Keith Richards-Bio schleunigst vom Nachttisch und das Plakat der „No Filter“-Tour vom Kühlschrank. Toleranz ist wichtig – aber sie hat auch ihre Grenzen.