Ich denke zu viel!
Was, wenn nachts die Affenherde durch die Gedanken tollt?
Phänomen Monkey Mind: Wenn Gedanken wie eine wilde Affenhorde durch den Kopf toben, kommen wir nicht zur Ruhe. Wir machen uns Sorgen – und bringen uns sogar um den Schlaf. Meditation und Achtsamkeit können helfen.
Es ist dunkle Nacht, alles schläft. Nur Sie nicht. Und die Affen. Sie kreischen, schwingen sich von Ast zu Ast und sind putzmunter. Sie heißen Sorge, Kummer, Angst, Furcht, Zorn, Wut oder Neid. Und sie wollen nur eines: Aufmerksamkeit.
Die Affen, das sind die Gedanken in unserem Kopf, die außer Kontrolle geraten sind und Karussell fahren. Sie schicken uns auf eine emotionale Achterbahnfahrt, während wir uns schlaflos von einer Seite auf die andere wälzen. Gründe dafür gibt es viele: Stress im Job, Liebeskummer, Enttäuschungen oder Ärger. Oft sind es auch Nebensächlichkeiten, die wir aufbauschen – und die dennoch Stress erzeugen.
Und zwar unangenehmen Stress, der im Gegensatz zum positiven Eustress (er lässt uns Lebenslust spüren) auf Dauer krank machen kann. Negativer Distress entsteht immer an einem Ort: in unserem Kopf – wenn wir uns Situationen schlimmer denken, als sie überhaupt sind. Das führt zu unangenehmen Gefühlen mit entsprechenden Auswirkungen – von Magenweh über Rückenschmerzen bis hin zu Schlafstörungen. Und so sehr wir uns bemühen: Unser Verstand kann das Gedankenkarussell nicht stoppen. Im Buddhismus gibt es dafür einen Begriff: „Monkey Mind“ oder „Affengeplapper“.
Achtsamkeit gegen das Affengeplapper
Doch wie lassen sich die Affen zähmen? Gar nicht, meint etwa der spirituelle Lehrer, Arzt und Bestsellerautor Deepak Chopra. Besser: sie einfach akzeptieren. „Jede Energie wird entschärft, wenn man sich ihrer bewusst wird“, erklärt er. Die Affen sind deshalb wild, weil wir versuchen, sie einzuschränken. Und je mehr und je angestrengter wir es versuchen, desto wilder gebärden sie sich.
Das Geheimnis liegt darin, den Geist zu beruhigen. Das gelingt etwa mit Achtsamkeit. Darunter versteht man eine offene und gleichmütige sowie akzeptierende Haltung gegenüber Gedanken und Emotionen. Man wendet sich also voll und ganz dem zu, was man gerade fühlt, ohne eine Bewertung abzugeben. Dadurch befindet man sich in der Realität, im Hier und Jetzt. Das sorgt für innere Ruhe und mehr Gelassenheit. Man installiert gleichsam einen inneren Beobachter, der das Affengeplapper „erzieht“, sodass man sich nicht mehr im Kopfkino verliert. Sogar heftige Gefühle wie Panik, Angst oder Wut lassen sich so mildern.
Die Achtsamkeit fördern können wir mit Meditation, wie auch die französische Therapeutin Christel Petitcollin erklärt. Es geht ganz leicht: Setzen Sie sich in einen ruhigen Raum und versuchen Sie, Ihre ganze Aufmerksamkeit auf den Atem zu richten – etwa zehn Minuten lang. Folgen Sie einfach Ihren Atemzügen, ohne besonders tief Luft zu holen. Driften Ihre Gedanken dabei zu sehr ab, können Sie beim Ein- und Ausatmen auch eine Silbe (egal welche, etwa „ham“) im Geist wiederholen. Mit einiger Übung spüren Sie schnell, wie Sie dabei Stress und Sorgen auf natürliche Weise loslassen.
Auf Perfektionismus verzichten
Menschen, denen es besonders schwerfällt, sich von den „Affen im Kopf“ zu befreien, rät Therapeutin Petitcollin auch dazu, gezielt Selbstachtung und Selbstbewusstsein zu stärken. Wer viel (über sich) grübelt, ist meist auch zu selbstkritisch und scheitert am eigenen Perfektionismus. „Das Paradoxe an der Perfektion ist jedoch, dass sie umso näher rückt, je weniger man sie anstrebt“, so die Autorin. Sie empfiehlt daher: die Latte nicht zu hoch legen und sich so akzeptieren, wie man ist – vollkommen in all seiner Unvollkommenheit.
„Seelenguru“ Deepak Chopra verweist außerdem da-rauf, dass eine äußere Ordnung die innere widerspiegelt. Räumen Sie daher Ihre Wohnung auf und beseitigen Sie Chaos in Ihrem Leben. Lassen Sie Trägheit hinter sich, indem Sie sich für einen aktiven Lebensstil mit ausreichend Bewegung entscheiden. Dann schlafen Sie auch besser.
„Fehlender Schlaf stört die innere Ausgeglichenheit des Körpers, schwächt das Immunsystem und beschleunigt den Alterungsprozess“, betont Chopra. Erholsam schlafen heißt, ohne Schlaftabletten oder Alkohol leicht ein- und durchschlafen zu können und sich nach dem Aufwachen lebendig zu fühlen. Deepak Chopra rät, abends Bekömmliches zu sich zu nehmen, damit der Schlaf nicht durch die Verdauung gestört wird.
„Machen Sie zudem nach dem Abendessen einen gemächlichen Spaziergang.“ Könne man trotzdem nicht abschalten, sei es hilfreich, immer wiederkehrende quälende Gedanken in einem Tagebuch aufzuschreiben. Das beruhigt den Geist – und schließlich werden auch die rastlosen Äffchen müde.
Autoren und Bücher:
Christel Petitcollin ist Psychotherapeutin, Coach und Autorin in Frankreich. Sie fand heraus, dass etwa 30 Prozent aller Menschen eine dominante rechte Gehirnhälfte haben. Das bedeutet, sie nehmen überdurchschnittlich viel wahr und ihr Geist steht niemals still.
Ich denke zu viel. Wie wir das Chaos im Kopf bändigen können. Arkana, um € 16,50.

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Deepak Chopra ist Arzt und Endokrinologe. Er verbindet wie kein anderer das Wissen des Westens mit der Weisheit des Ostens.
Das Buch der Geheimnisse. Goldmann, um € 10,30. Hier erklärt Chopra unter anderem, wie man Freiheit von quälenden Gedanken erreicht.

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Elizabeth und Sukey Novogratz sind Meditationsexpertinnen (verschwägert) aus New York.
Hinsetzen, loslassen, glücklich sein. Die einfachste Anleitung zum Meditieren. Knaur Balance, um € 18,50.

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