Bewegung hilft bei emotionalen Verletzungen
Wer eine Kränkung erfährt, erleidet auf der physiologischen Ebene einen Schock.
Jeder von uns kennt das Gefühl von Kränkung. Und auch, wenn wir uns darum bemühen – es lässt sich nicht gänzlich vermeiden, ohne emotionale Verletzungen zu leben. Häufig passieren Kränkungen auch unbeabsichtigt oder als Folge von Missverständnissen, zum Beispiel im Beruf und in Paarbeziehungen.
Die bekannte Psychotherapeutin Bärbel Wardetzki beschreibt in ihrem Buch "Nimm's bitte nicht persönlich" unter anderem, was bei Kränkungen auf der körperlichen Ebene geschieht: Wir erleiden einen Schock, ähnlich wie ein Mini-Trauma. Damit verbunden sind körperliche Stress-Reaktionen, die automatisch geschehen. "In der Kränkung erschrecken Sie", sagt Bärbel Wardetzki, "Ihr Körper reagiert mit einer Rolle spezifischer Muster wie Atem anhalten, Muskelverkrampfung und Starre."
Die Erstarrung unterbrechen
Auf der körperlichen Ebene lässt sich der gefühlten Intensität der Kränkung dann auch gleich begegnen, um sie zu mildern: "Tiefes Atmen und Bewegen sind die ersten Reaktionen, die Ihnen aus der Erstarrung heraushelfen und die Basis zur Überwindung von Kränkungen darstellen", so Wardetzki. Sie können z.B. vom Tisch aufstehen und zumindest ein paar Schritte im Raum umhergehen, eine Runde spazieren gehen oder beispielsweise Hampelmann-Übungen sofort ausführen. Empfehlenswert ist auch ein räumlicher Wechsel des Ortes, an dem die Kränkung erfahren wurde, um die Situation im wahrsten Sinn des Wortes zu "verlassen".
Wichtig ist es auch, frühere Kränkungen zu verarbeiten, da sie ansonsten als Nährboden für weitere Verletzungen dienen und sowohl zu neuen Kränkungsgefühlen als auch -Handlungen führen. Nicht zuletzt können unverarbeitete Kränkungen krank machen: "Auf psychosomatischer Ebene können sie zu Krankheiten führen", so Wardetzki.
Für die Aufarbeitung von Kränkungen in Beziehungen können übrigens ehrliche "Ent-Schuld-igungen" Wunder wirken: Der Verursacher übernimmt Verantwortung und nimmt die "Schuld" an sich zurück.
Den wunden Punkt heilen

"Nimms bitte nicht persönlich", Bärbel Wardetzki, Kösel, € 13,00
Wer sich gekränkt fühlt, fühlt sich immer an einem wunden Punkt getroffen. Gerade in Beziehungen kann das oft zu unnötigen Streits führen, denn das Gefühl eines Partners hat oft gar nichts mit der Absicht des anderen zu tun. Wardetzki rät, die überschießenden Gefühle dem anderen gegenüber nicht sofort auszudrücken, sondern sich selbst zu ordnen. Überprüfen Sie Ihre Annahmen über die Absichten des anderen an der Realität und nehmen Sie Verbindung auf. "Sagen Sie dem anderen, was Sie befürchten und was Sie brauchen, um sich sicher zu fühlen", so Wardetzki, "Und fragen Sie auch den anderen, was er braucht."
Zugleich ist jede Kränkung eine Möglichkeit, um sich zu fragen, welches alte Thema noch nicht geheilt werden konnte und welchen wunden Punkt die Situation berührt. So kann jede Kränkung auch eine Chance für Entwicklung sein.
Probleme in der Paarbeziehung?
„Der Partner oder die Partnerin ist das Ventil für den eigenen Frust, die eigene Belastung. Das ist gar nicht böswillig, das passiert einfach“, sagt die Beraterin Agnes Goldmann in das aktuellen Cover-Story des Lust aufs LEBEN-Magazins "Sind Kinder ein Beziehungs-Killer?" Wann aber werden Kinder zur echten Gefahr für das Verhältnis der Eltern zueinander? Lesen Sie die Expertentipps und wie Sie Ihre Partnerschaft vor destruktiven Dynamiken schützen können in der neuen Ausgabe!
