Erfolg kommt von Tun!
Klar, direkt und fordernd: Wer so kommuniziert, ist noch lange nicht unhöflich, kommt aber definitiv weiter – vor allem beruflich. Coach Susanne Westphal verrät, was Frauen tun können, um im Familien- und Berufsleben ihre Ziele zu erreichen.
Lust aufs LEBEN:
Es gibt so viele Ratgeber für beruflichen Erfolg. Was ist das Besondere an Ihrem?
WESTPHAL:
Er funktioniert! Seit knapp zehn Jahren ist mein Workshop „Durchsetzungsstark statt immer nur nett“ immer ausgebucht. Die Erfahrungen und Praxisbeispiele, die mir viele Teilnehmerinnen über die Jahre erzählt haben, fließen in dieses Buch ein. Sie halten hier also geballtes Wissen von vielen tollen Frauen in Händen.
Lust aufs LEBEN:
Warum bringt „Nettsein“ Frauen beruflich (meist) nicht weiter?
WESTPHAL:
Natürlich möchte ich keiner Frau ihren tollen Charme abgewöhnen. Doch ich habe beobachtet: Wer sich immer nur verhält wie ein liebes kleines Mädchen, wird auch so behandelt. Respekt verschaffe ich mir eher durch Klarheit, forderndes Auftreten und mit einer gewissen Hartnäckigkeit.
Lust aufs LEBEN:
Kann man Durchsetzungsstärke lernen? Warum tun sich Frauen oft so schwer damit?
WESTPHAL:
Zeichne ich in meinen Workshops typische berufliche Gesprächssituationen mit der Kamera auf, ist immer wieder erstaunlich, wie sehr sich Eigenbild und Fremdbild unterscheiden. Wenn wir denken: „Jetzt war ich aber sehr forsch!“, kommentieren andere, dass wir zu weich wirkten. Wir wünschen uns noch mehr als Männer Harmonie. Und das versuchen wir durch Lächeln, zaghafte Körpersprache oder den übermäßigen Gebrauch von Konjunktiven zu erreichen. Wenn wir erst sehen, dass klares, starkes Auftreten nicht unfreundlich, sondern überzeugend wirkt, ermutigt uns das. Auf Körpersprache und Formulierungen kann man achten und sich die schlimmsten Verhaltensmuster mit der Zeit abgewöhnen. Ich bin sicher: Ja, Durchsetzungsstärke lässt sich trainieren!
Lust aufs LEBEN:
Angenommen, ich möchte mehr Gehalt. Wie gehe ich strategisch am besten vor?
WESTPHAL:
An Ihrer Frage fällt mir auf, dass Sie sagen, „Ich MÖCHTE mehr Gehalt.“ Das klingt wie ein Weihnachtswunsch, und bis Weihnachten ist es ja noch lange hin. Ich denke, jede Gehaltsverhandlung wird schon allein dadurch erfolgreicher, wenn ich überzeugt bin, dass eine „Anpassung meines Gehalts angemessen ist“, weil ich gute Arbeit leiste. Mit dieser Haltung wirke ich nicht wie eine Bittstellerin. Zähle ich meiner Chefin oder meinem Chef auf, welchen Nutzen ich ihr oder ihm bringe, ist das ein guter Anfang eines Gesprächs. Und natürlich sollte sich meine Forderung in einem angemessenen Rahmen bewegen, sonst mache ich mich unglaubwürdig. Der Hauptfehler von Frauen ist aber: Sie führen viel zu selten Gehaltsgespräche!
Lust aufs LEBEN:
Sie selbst haben fünf Kinder. War es für Sie schwierig, Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen?
WESTPHAL:
Es ist jeden Tag schwierig und es ist jeden Tag leicht und schön. Alle berufstätigen Eltern wissen das. Ein afrikanisches Sprichwort sagt: „Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen.“ Wir brauchen also ein ganzes Netzwerk an Unterstützern und Helfern. Ich habe für mich gelernt, dass es ganz wichtig ist, Hilfe annehmen zu können und andere um etwas zu bitten. So habe ich im Notfall immer einen Plan B, einen Plan C, einen Plan D. Außerdem überlade ich meine Tage nach Möglichkeit nicht und lasse gezielt Pufferzeiten für Unvorhergesehenes. Ich weiß, dass Schulprobleme, Schnupfen oder Teenagerstreitereien nicht planbar sind und jederzeit vorkommen können. Passiert nichts, habe ich einen Zeitpuffer für mich gewonnen. Dann gönne ich mir eine Wanderung einfach so, mitten unter der Woche. Oder ich verschwinde für eine Wellness-Stunde in der Badewanne.
Lust aufs LEBEN:
Frauen bekommen von ihren Partnern oft wenig Unterstützung im Haushalt oder bei der Organisation des Alltags. Was raten Sie ihnen?
WESTPHAL:
Facebook-Co-Geschäftsführerin Sheryl Sandberg sagt, die wichtigste Karriere-Entscheidung einer Frau sei die Wahl des richtigen Partners. Also: Augen auf bei der Partnerwahl! Mit einem Macho, der erwartet, dass wir Haushalt und Kinder allein organisieren, kommen wir beruflich und persönlich nicht weiter. Das Schlimme: Jeder Macho hat eine Mutter, die ihn so erzogen hat. Und eine Ehefrau, die das Spiel mitspielt. Es ist daher sehr wichtig, dass man in einer Partnerschaft Spielregeln gemeinsam bespricht, möglichst noch bevor Kinder da sind. Häufig erlebe ich aber auch, dass Männer es ihren perfektionistischen Frauen nicht recht machen können. Wer die Spülmaschine ein zweites Mal neu einräumt, weil ihm die Anordnung des anderen nicht gefällt, hat offenbar zu viel freie Zeit. Wer etwas großzügiger ist, hat sicher dauerhaft bessere Laune. Und wenn mir mein Partner nicht ordentlich genug putzt, kann ich doch jemandem einen Nebenjob bieten, der das gern und gut erledigt. Solange ich nur einen Cent mehr pro Stunde verdiene und Spaß an meinem Job habe, zahlt sich das aus!
Lust aufs LEBEN:
Eine Formel, die Sie Frauen ans Herz legen möchten?
WESTPHAL:
Erfolg buchstabiert man: T-U-N!
Mehr Tipps für den persönlichen Erfolg lesen Sie in der Juni-Ausgabe des Lust aufs LEBEN-Magazins!