Glücklicher dank Minimalismus

Glücklicher dank Minimalismus

Weniger ist mehr: Regale voller Designerschuhe, das Protzauto, Tausende Facebook-Freunde: Das sind Statussymbole von gestern. Immer mehr Menschen entdecken die Freude des Weglassens. Macht es sie glücklicher? Probieren Sie doch einmal Digital Detox aus.

Smartphone und mobiles Internet haben unser Leben auf den Kopf gestellt: „Wir reden nicht mehr, wir chatten. Wir fühlen nicht mehr, wir liken“, sagt Werbeagentur-Leiterin Monika Schmiderer. Im Arbeits- wie auch im Privatleben herrscht ein Tempo, das auf Dauer atemlos macht: immer online, immer erreichbar, immer verfügbar sein. Die Folge: Viele Menschen fühlen sich überfordert vom Anspruch, ständig zu kommunizieren, zu antworten, zu reagieren. Krankheiten wie Burn-out, Angststörungen und Depressionen nehmen zu. Kein Wunder, dass immer mehr Menschen „off“ gehen oder ihre Social-Media-Aktivitäten drastisch reduzieren, um wieder mit sich selbst, den eigenen Bedürfnissen und dem „echten Leben“ in Kontakt zu kommen. So hat sich auch die Wiener Schriftstellerin Ela Angerer vor einem halben Jahr von einem Tag auf den anderen aus Facebook verabschiedet (siehe Kasten nächste Seite oben). Der vermeintliche Verzicht entpuppte sich als Gewinn: „Ich treffe jetzt wieder mehr Menschen, gehe öfter ins Kino und lese wieder mehr Bücher.“
Freilich: Nicht jeder schafft einen derart radikalen Ausstieg. Auch wer für Stunden oder Tage auf Social Media und/oder digitale Geräte verzichten kann, wirkt der permanenten Reizüberflutung entgegen. Hier fünf simple „Digital Detox“-Tipps:

• Schaffen Sie sich Räume, zu denen digitale Geräte keinen Zugang haben. Sehr gut bietet sich hier das Schlafzimmer an. Nicht das Handy als Wecker benutzen, sondern stattdessen einen analogen verwenden. So ist der erste Blick des Tages nicht gleich auf das Telefon gerichtet.
Weiterer Vorteil: Sie wachen erholter auf, da das Licht von Smartphones und Tablets das Einschlafen erschwert. Die zu helle, bläuliche Beleuchtung der Geräte bringt den inneren Rhythmus durcheinander. Wer vor dem Einschlafen noch etwas lesen möchte, greift am besten zum Buch.

• Versuchen Sie, jeden Tag gewisse Internet-Auszeiten zu fixieren. Seien Sie konsequent und überlegen Sie sich schon vorher alternative Aktivitäten. Jedes Smartphone bietet außerdem die Möglichkeit, zu regeln, wann gewisse Benachrichtigungen eintreffen sollen. Entscheiden Sie selbst, wann Sie Ihr Telefon auf Neuigkeiten checken möchten.

• Wann können Sie am besten ganz auf das Smartphone verzichten? Am Weg zur Arbeit? In der Mittagspause? Abends nach dem Job? Niemand muss ständig erreichbar sein.

• Haben Sie keine Angst vor Momenten der Einsamkeit: Der Körper und die Psyche brauchen diese Zeit zur Regeneration. Sie verpassen nichts. Genießen Sie die Ruhe. Wichtige Informationen werden Sie im Nachhinein immer erreichen.

• Smartphones sind praktisch, da sie viele technische Funktionen in einem Gerät vereinen. Sie könnten aber – etwa im Urlaub – wieder einmal einen normalen Fotoapparat nutzen, um schöne Momente einzufangen. Das Smartphone samt Handykamera lassen Sie im Hotel zurück. Weitere Utensilien, die notwendig sind, wenn man auf bestimmte Smartphone-Funktionen verzichten will: Notizblock, Kalender, Taschenlampe, Diktiergerät, Taschenrechner oder Armbanduhr.

Wie Sie noch vom neuen Minimalismus profitieren können, lesen Sie in der August-Ausgabe (2017) von Lust aufs LEBEN.