Was ist eine hochfunktionale Depression?

Was ist eine hochfunktionale Depression?

Immer mehr Menschen sind davon betroffen: Diese Form der Depression bleibt oft lange unerkannt.

Psychiater Dr. Marc Nairz-Federspiel

Ein "typischer" depressiver Mensch kommt morgens nicht aus dem Bett, ist niedergeschlagen, traurig und antriebslos. Wer an einer hochfunktionalen Depression leidet, verhält sich ganz anders: Diese Person ist hochproduktiv, scheinbar immer gut drauf, gesellig, kommunikativ und scheinbar makellos.
"Eine hochfunktionale Depression erkennt man daran, dass man sie nicht erkennt", bringt es der Wiener Psychiater Dr. Marc Nairz-Federspiel auf den Punkt. Betroffene sind oft höchst erfolgreich und sie scheinen nach außen das perfekte Leben zu haben. – Während es in der Innenwelt anders aussieht. Doch die wahren Gefühle selbst wahrzunehmen - dazu kommt es meist gar nicht. Und das ist gewollt: Denn die innere Traurigkeit, das Gefühl von Leere, Einsamkeit und auch erste Symptome der Antriebslosigkeit werden durch ein übertriebenes Leistungsstreben und durch erhöhte Aktivität übertüncht. Hauptsache, nicht fühlen und hinschauen zu müssen – Hauptsache, weiterhin zu funktionieren. "Wesentlich ist, dass sich die Betroffenen ganz normal und oft sogar über das normale Ausmaß hinaus sozialisieren und ihrer Arbeit nachgehen", so der Psychiater weiter, "Darum wird eine hochfunktionale Depression meist weder von den Depressiven selbst noch vom Umfeld erkannt." Denn "Hochleistungsverhalten kann in manchen Fällen wie eine Selbstmedikation funktionieren. "Was gesunde Kollegen des Betroffenen als unzumutbare Überforderung des Chefs von sich weisen, ist diesem Typus des Depressiven geradezu willkommen", so Dr. Nairz-Federspiel weiter, "Es ermöglicht ihm, sich voll auf die Herausforderung zu konzentrieren, denn das bedeutet für ihn Ablenkung, die ihn für eine beschränkte Zeit von seinem Leiden erlöst."

Überkompensation typsciher Depressions-Symptome

Patienten, die zu Dr. Nairz-Federspiel in die Praxis kommen, berichten dann meist davon, mehr Alkohol oder Kaffee zu konsumieren oder schlecht schlafen zu können. Durch diese ersten Anzeichen komme der Arzt dann in den speziellen Fällen einer hochfunktionalen Depression auf die Schliche. Diese Art der Depression ist eine Überkompensation: "Es ist, als würden Sie mit dem Auto im Schlamm feststecken und immer noch Vollgas geben. Denn wer den Fuß vom Gaspedal nehmen würde, würde noch mehr in diesem Schlamm versinken."
Dass das Auto im Schlamm steckt, ist dennoch ein Fakt - und dagegen müsse etwas getan werden.

Psychotherapie und Medikamente

Bei einer hochfunktionalen Depression sei das eine Kombination aus Medikamenten und Psychotherapie. "Menschen müssen dann meist lernen, ihr Leben zu entschleunigen und den Wert ihrer Person nicht mehr über Leistung und die Anerkennung anderer Menschen zu definieren", so Dr. Nairz-Federspiel.
In der Therapie und im Alltag ginge es dann darum, die Persönlichkeitsanteile zu erkennen, die das Verhalten verstärken, das eine hochfunktionale Depression unterstützt und den bisherigen Bewältigungsstrategien auf gesündere Arten entgegen zu wirken. "Zum Beispiel, indem man das Selbstwertgefühl von innen heraus stärkt", so Dr. Nairz-Federspiel.

Weitere Infos und Kontakt: Angst- und Depressionsbehandlung Wien (ADB Wien), Dr. Marc Nairz-Federspiel, Herrengasse 6-8/7/8, 1010 Wien. Tel. 01 / 9346053, https://www.wienpsychiater.at/