Die Liebe lebt im "Zwischenraum"

Die Liebe lebt im "Zwischenraum"

Paarberaterin Hilde Fehr über den "heiligen Zwischenraum" von Liebenden.

Eine Beziehung besteht aus zwei Menschen und sie nährt sich aus dem Zwischenraum, der zwischen den beiden Personen entsteht: Es ist der sogenannte "Beziehungsraum". "Damit gemeint ist der Raum zwischen zwei Menschen von Herz zu Herz", sagt die Paarberaterin Hilde Fehr, "Alles, was wir in diesen Zwischenraum hineingeben, stärkt oder schwächt die Beziehung."

Dazu gehört zum Beispiel, worüber wir miteinander reden und was wir körperlich zum Ausdruck bringen – zum Beispiel durch Seufzen, Stöhnen, Augenverdrehen oder wertschätzende Blicke. "Wenn wir in diesen Zwischenraum Bemerkungen hineingeben, die abwertend sind oder den anderen kleiner machen, verunsichert das den Zwischenraum", sagt Hilde Fehr. Verunsicherungen führen meist dazu, dass der andere gekränkt ist, sich zurückzieht oder den anderen kritisiert – es kommt zu Missstimmungen oder Streit.

Nahrung für die Liebe: den Zwischenraum sicher halten

Demnach gibt es einen Zwischenraum, der sicher ist und einen, der unsicher ist. "In jeder Beziehung – ob zum Partner oder auch zu Kindern - geht es darum, den Zwischenraum sicher zu halten", sagt Hilde Fehr, "Das können wir zum Beispiel tun, indem wir wertschätzend miteinander umgehen, einander loben und dem anderen mitteilen, was wir an ihm oder ihr mögen."

Vereinfacht gesagt geht es im Zwischenraum immer darum, den anderen größer und nicht kleiner zu machen: Das nährt die Beziehung und macht sie immer sicherer.

Haben Sie Ihre eigenen Themen gelöst?

Den Begriff "heiliger Zwischenraum" prägte der Sozialphilosoph Martin Buber: "Er bezeichnete ihn als heilig, weil wir damit alles Positive und Verbindende entweder öffnen oder schließen", erklärt Hilde Fehr. Wenn wir also zum Beispiel sagen: "Hier ist dicke Luft!", dann ist der Zwischenraum unsicher und es ist angebracht, die Luft durch unterstützende Worte und Taten zu bereinigen.

Verunsichern können wir den Zwischenraum auch, wenn wir etwas hineingeben, was gar nicht zum anderen gehört: "Zum Beispiel, wenn wir dem anderen unterstellen, dass er betrügt, weil wir selbst aufgrund alter Geschichten nicht vertrauen können. Das verletzt den anderen, weil man ihn nicht sieht, sondern aus früheren Erfahrungen auf ihn schließt", so Hilde Fehr.

Hier hilft wiederum Offenheit und Vertrauen: Wer dem Partner mitteilt, warum er auf eine bestimmte Weise reagiert hat, macht den Zwischenraum dadurch wieder sicher.

Beziehung als Abenteuer

Was hilft demnach, wenn es Herausforderungen gibt? "Anstatt zu sagen 'Wir haben ein Problem' können wir als Paar sagen, 'Wir haben ein Abenteuer'", sagt Fehr weiter, "Damit stärken wir zuerst die Verbindung, wodurch wir keine Angst mehr haben." Somit ist es möglich, in Liebe und Freude ein Thema zu besprechen und neue Lösungen zu finden.