Neuer Gourmet-Trend: Nacktessen!
Personal und Gäste sind unbekleidet, Mobiltelefone verboten. Strom gibt es nicht – gekocht wird über einer Feuerstelle, für Licht sorgen Kerzen. Ein Besuch im „thebunyadi“ in London erinnert an Leben in freier Wildbahn. Das kommt gut an: Bereits 46.000 Gäste haben sich im Nackt-Restaurant einen Platz reserviert. Worin der Reiz des Nackt-Speisens liegt? Psychotherapeutin Dr. Monika Wogrolly klärt auf!
Mit dieser Idee...
... „wurde ein Bedürfnis der Zeit richtig erkannt: Eine kulinarische und sinnliche Marktnische. Die Menschheit sehnt sich in der Cyberspace- und Technik-Welt nach echten Empfindungen und sinnlichen Genüssen. Wie barfuß über den Rasen laufen“, erklärt Therapeutin Wogrolly. Mit dem Nacktrestaurant „wird ein Bedürfnis der Menschheit nach Befriedigung sinnlicher Wünsche und nach ganzheitlichem Genuss und Authentizität befriedigt.“
Das Konzept...
...des Lokals sieht dies ähnlich: „Die Menschen wollen wieder bewusst atmen, riechen, schmecken und fühlen“. Und so sieht ein Besuch im „Bunyadi“ aus: Der Eingang ähnelt einem Spa-Bereich, in dem - zunächst noch im Bademantel - Drinks genossen werden. Hat man sich komplett seiner Kleidung entledigt, begibt man sich zu Tisch (eine Art Bambus-Kabine). Es folgt ein Fünf-Gänge- Menü. Der oder die nackte Bedienstete serviert dann entweder „Naked Non-Vegan“ (Räucherlachs, Seetang-Salat und Chia-Mousse) oder „Naked Vegan“ (Spargel, Algen-Flocken und gefüllte Zucchini-Blüten). Angerichtet wird auf feuerstein-artigem Lehm-Geschirr, dazu gibt’s essbares Besteck aus Gemüse oder Brot.

Vegan oder Non-Vegan?

Gespeist wird in Bambus-Kabinen bei Kerzenschein
"Liebe geht bekanntlich durch den Magen"
„Miteinander essen ist eines der sinnlichsten Dinge, die wir tun können. Man denke an den Kinohit „Neuneinhalb Wochen“: Kim Basinger gerät durch Naturalien auf Haut und Zunge in sexuelle Ekstase. Küssen ähnelt ja auch der Mund-zu- Mund-Fütterung bei Urvölkern, wo Mütter den Kindern die Nahrung breiig kauen“, erklärt die Expertin.
"Essen ist Begegnung und Dialog. Oft verliebt man sich gerade beim Miteinander-Essen“

Die Londoner lieben es: Nacktessen in Dschungel-Atmosphäre
Für Kurioses...
...ist die britische Metropole bekannt. Doch genau solch außergewöhnliche Dinge wie das Nackt-Restaurant „brauchen die Menschen, um aus dem durchstrukturierten, auf Erfolg und Perfektionismus ausgerichteten Alltag auszubrechen“, erklärt die Psychotherapeutin. Ob ein solches Restaurant auch in Wien erfolgreich wäre? „London ist vermutlich hipper als Wien. Aber es wäre einen Versuch wert, auch wenn ich nicht an einen solchen Ansturm glaube. Nach einer Anlaufzeit im Modus von ‚Schau ma amol’ könnte sich ein solches Geschäftsmodell allerdings auch hier als Erfolg erweisen“, meint Monika Wogrolly.
„Die Menschen wollen von der Ratio zum sinnlichen Erlebnis switchen – eine Befreiung und eine Überraschung im planbaren Hier und Jetzt!“

Dr. Monika Wogrolly ist Psychotherapeutin für Systemische Familientherapie, Paartherapeutin und Autorin in Graz und Wien