Wie Sie aufhören, sich dauernd zu entschuldigen

Wie Sie aufhören, sich dauernd zu entschuldigen

Wenn Frauen ständig mit Schuldgefühlen kämpfen ist es Zeit, mit unnötigen Entschuldigungen aufzuhören.

Unter den Hashtags #sorrynotsorry und #nonapology gehen auf Social Media Anlässe viral, für die sich Frauen ab sofort nicht mehr entschuldigen wollen. Denn vor allem Frauen wurden dazu erzogen, eigene Bedürfnisse zurückzustellen, sich vor allem um andere zu kümmern und in verschiedensten Lebensrollen einem Idealbild zu entsprechen. Initiiert wurde diese Kampagne von dem dänischen Beauty-Box-Hersteller Goodiebox, um Schuldgefühlen den Kampf anzusagen.
Denn die Frauen selbst sind es, die sich ihre Selbstbestimmtheit und Freiheit zurückholen können, dürfen, sollen und müssen. Denn wer für sich selbst einsteht, wird selbstbewusst und stark. Ob zu dick oder zu dünn, zu groß oder zu klein, zu erfolgreich oder zu wenig erfolgreich, zu schön oder zu mausgrau, zu viele Sexualpartner oder zu wenige – es gibt scheinbar immer wieder neue Gründe für Frauen, "zu viel" oder "zu wenig" – jedenfalls nicht perfekt zu sein.

So haben viele Frauen schon aufgrund ihrer Sozialisierung zum "netten Mädchen" einen stark ausgeprägten inneren Kritiker. Sie neigen dann dazu, sich für Dinge zu entschuldigen, für die das gar nicht nötig wäre zum Beispiel: "Tut mir leid, ich habe schon mal angefangen" oder "Entschuldige bitte, dass ich so wütend bin". Und mit diesem inneren Kritiker, der ständig meckert und sich bei anderen für die eigene Existenz und die eigenen Gefühle und Bedürfnisse entschuldigt und sich selbst am laufenden Band verurteilt, lebt es sich nicht gut. Ein schwach ausgeprägtes Selbstwertgefühl kann uns dazu bringen, uns aus Angst vor Zurückweisung und Angst, den anderen zu verlieren, zu entschuldigen. Minderwertigkeitsgefühle können dazu beitragen, dass wir uns für Dinge die Schuld geben, für die wir nichts können. Diese Strategien helfen, sich weniger oft zu entschuldigen und endlich selbstbestimmt zu leben:

1. Ich bin ich und du bist du

Zunächst ist es entscheidend, Bewusstheit darüber zu erlangen, dass jeder Mensch für sich steht und gleich viel wert ist. Unabhängig von seinem Aussehen, seiner Herkunft, seinem Alter, seinem Geschlecht, seinem Status, seiner Meinung oder sonst welchen Kriterien. Denn solange man sich selbst minderwertig und anderen unterlegen fühlt – aus welchem Grund auch immer – wird man sich auch nicht auf Augenhöhe stellen und zu eigenen Grenzen und Bedürfnissen stehen.

2. Angst vor Zurückweisung annehmen

Die Angst vor Zurückweisung und vor dem Ausgestoßenwerden ist eine Ur-Angst der Menschen, die auch in Urzeiten zurückgeht, als die Menschen noch in Rudeln lebten und auf die Gunst der anderen für das Überleben angewiesen waren. Auch in der kindlichen Entwicklung spielt das Gefallenwollen eine gravierende Rolle, da man ja auf die Liebe und Versorgung der Eltern angewiesen und vollständig von ihnen abhängig war. Viele Menschen entschuldigen sich also darum so häufig, weil sie Angst vor Zurückweisung haben. Um diese Angst zu überwinden, gilt es zunächst einmal, sie anzunehmen und sie zu akzeptieren anstatt dieses unangenehme Gefühl durch unnötige Entschuldigungen zu vermeiden.

3. Zurückweisung selbst annehmen

Im nächsten Schritt geht es darum, die Zurückweisung an sich – wenn sie eintritt – zu akzeptieren. Wir sterben nicht von Zurückweisung. Und wir können es unmöglich allen Menschen recht machen – wer diesen Anspruch hat, sabotiert sich selbst, weil es einfach unmöglich ist. Zurückweisung gehört also zum Leben. Und die einzige Person, die Sie wirklich zurückweisen kann, sind Sie selbst: Wenn Sie sich selbst in dem, was Sie sind, verleugnen und sich kleiner machen als Sie sind.

4. Verantwortlichkeiten richtig stellen

Wer sich dauernd entschuldigt übernimmt einerseits ständig für alles die Verantwortung und zugleich auch nicht: Er legt nämlich die Verantwortung für das eigene Wohlergehen zurück. Das kann zu einem schwachen Selbstwertgefühl führen bis hin zur Selbstsabotage. Jeder Mensch darf und soll die Verantwortung für den eigenen Anteil am Entstehen einer Situation übernehmen – aber nicht mehr als das. Und die anderen dürfen und sollen ihren Teil der Verantwortung tragen.

5. Die Macht der Sprache nützen

Was Frauen besonders gerne tun, ist, sich für Gefühle zu entschuldigen. Doch damit entschuldigen sie sich praktisch für die eigene Existenz, denn Gefühle lassen sich nur bedingt kontrollieren und es darf sich auch niemand anmaßen, diese zu be- oder verurteilen. Darum ist wichtig, sich über die Macht der Sprache bewusst zu werden. Anstatt sich etwas zu entschuldigen und uns selbst dabei regelrecht fertigzumachen (denn das erzeugt in uns auch Schuldgefühle) können wir uns, sofern es angemessen ist, beim Gegenüber auch bedanken: Zum Beispiel "Danke für dein Entgegenkommen, Danke fürs Warten" etc. Wir wünschen viele Selbsterkenntnisse!