Das habe ich von meiner Tochter
Fest steht: Mütter haben mehr Lebenserfahrung und mehr Wissen, das sie an ihre Töchter weitergeben. Dennoch lernen nicht nur Töchter von ihren Müttern – sondern auch umgekehrt. Wir wollten wissen, was genau. Mutter und Fotografin Barbara Nidetzky hat diese speziellen Beziehungen für „Lust aufs LEBEN“ ins Bild gesetzt.
„Bewundere sie für ihr Selbstvertrauen“
Fotografin Barbara Nidetzky, 48, mit Tochter Paulina, 9
Wir wohnen zu dritt in Wien-Hietzing. Ich habe Paulina relativ spät bekommen. Sie brachte mich dazu, mich mit meinen eigenen Werten bewusster zu beschäftigen. Denn alles, was man selbst gut findet und woran man glaubt, gibt man subtil oder offen an seine Kinder weiter. Auch bei meinen eigenen Gefühlen bin ich nun dazu angehalten, diese besser zu managen und zu reflektieren. Wenn ich etwa ungeduldig werde, ist Paulina mit mir sehr großzügig. Und wenn ich mich entschuldige, sagt sie nachsichtige Worte wie „Mamilein, ist schon in Ordnung!“
Kein Kräftemessen
Über meine Tochter erlebe ich mich selbst sehr intensiv. Miteinander leben wir eine sehr authentische Beziehung. Ein Kräfte- messen lasse ich gar nicht zu, da ich davon nichts halte. Ich möchte ihr vermitteln, dass es wichtig ist, Ziele im Leben zu haben und dafür einzustehen. Ich bewundere an Paulina ihre Resilienz, ihren originellen Humor, ihr gesundes Selbstvertrauen und ihre Schlagfertigkeit. In ihrem Alter hatte ich das nicht – ich war eher von der schüchternen Sorte. Toll finde ich auch, wie sie sich an kleinen Dingen erfreuen kann, zum Beispiel wenn sie am Weg zur Schule die Spur einer Schnecke oder eine Feder entdeckt, die in der Wiese hängen geblieben ist. Von dieser Achtsamkeit kann ich im Alltag zwischen Fotosessions, Kind und Haushalt noch einiges lernen.
"Sie zeigt mir: Es genügt, zu sein“
"Lust aufs LEBEN“-Chefredakteurin Kristin Pelzl-Scheruga, 51, mit Tochter Rosa, 13

Wir sind unseren Kindern nicht so viel voraus, wie wir immer glauben. Ich lerne ständig von meiner Tochter. Zum Beispiel, dass es an manchen Tagen vollkommen genügt, auf dem Bett zu liegen, Musik zu hören und zu träumen. Zu viel Programm war dem Kind immer schon ein Gräuel. Bereits als Zweijährige pochte Rosa auf „Pyjama-Tage“ daheim und flehte uns an: „Bitte keine Abenteuer!“ Einfach sein – das genügt.
„Mama, am Tisch ist Handyverbot!“
Ich lerne von ihr aber auch ganz Pragmatisches. Etwa, dass Süßkartoffel-Pommes mit Ketchup, Mayo, Zwiebel und Bärlauchpesto eine ziemlich gute Kombi sind. Dass Papas XL-T-Shirts aus den 90ern super zu filigranen Halsketten aussehen, Billie Eilish coole Musik macht und es keinen Sinn hat, Wasser zu predigen, aber Wein zu trinken: „Mama, am Tisch ist Handyverbot!“ Ah ja. „Räum selber auf!“ Auch wahr.
Manchmal schau ich meine Tochter an und denke mir: „Wer bist du eigentlich?“ Woher kommt diese Willensstärke? War ich je so stur? So ichbezogen? Dann wieder: Momente, in denen wir uns sehr nahe sind und ich zu wissen glaube, was wohl gerade in ihr vorgeht. Nein, ich bin nicht ihre beste Freundin. Ich bin ihre Mama. Und wer weiß, vielleicht lernt sie ja auch einmal was von mir.
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