Zu viel Verantwortungsgefühl macht Angst

Zu viel Verantwortungsgefühl macht Angst

Studie: Großteil der Menschen gibt sich selbst die Schuld für negative Ereignisse im eigenen Umfeld.

Menschen mit übersteigertem Verantwortungsgefühl sind anfällig für Angst- und Zwangsstörungen. Wenn sie sich selbst die Schuld für negative Ereignisse in ihrem Umfeld geben und überzogene Sorgen haben, kann das eine der beiden Störungen auslösen. Zu dem Ergebnis kommt eine Studie der Universität Hiroshima.

"Es kommt oft vor, dass übersteigertes Verantwortungsgefühl zu Angststörungen führt. Diese Verantwortung fühlen Patienten häufig anderen gegenüber, es geht ihnen nur gut, wenn es dem Umfeld gut geht. Die anderen regulieren also das eigene Wohlbefinden. Das kann sogar zu Schlafstörungen führen", sagt Psychotherapeut Michael Stuller.

Symptome richtig deuten

Für die Studie haben die Experten eine Umfrage bei US-Studenten durchgeführt. Die Probanden, die Anzeichen eines überzogenen Verantwortungsgefühls zeigten, neigten eher dazu, Symptome von Angst- und Zwangsstörungen zu haben. Laut Studienautor Yoshinori Suigura werden Menschen mit Zwangsstörungen von immer wiederkehrenden negativen Gedanken geplagt, während Patienten mit Angststörungen in ständiger Sorge leben.
Es gebe bei diesen Störungen zu viele Theorien über ihre Auslöser. Deswegen wollte Sugiura mit der Studie eine gemeinsame Ursache feststellen. Der Forscher will daran arbeiten, das überzogene Verantwortungsgefühl von Patienten zu reduzieren. Dabei sei allein die Erkenntnis wichtig, dass das eigene Verantwortungsgefühl übertrieben ist. Es helfe bereits zu wissen, warum man sich Sorgen macht.

Studie klassifiziert drei Typen

Suigura definiert drei Typen von überzogenem Verantwortungsgefühl:
1. Die wahrgenommene Verantwortung, Gefahr oder Schaden zu verhindern oder zu vermeiden.
2. Ein Gefühl der Schuld bei negativen Ereignissen.
3. Die gefühlte Verpflichtung, immer weiter über ein Problem nachzudenken.


Stuller ergänzt diese Aufteilung mit drei Arten von Angststörungen. Die Phobie, die immer mit einem bestimmten Anlass verbunden sei. Die Panikstörung, die immer unspezifisch auftrete. Und schließlich die generalisierte Angststörung, bei der Patienten überbesorgt seien. "Letzteres ist schwer zu diagnostizieren, immerhin macht sich jeder Mensch Sorgen. Man darf alltägliche Ängste nicht pathologisieren. Zwangsstörungen teilt man in Zwangsgedanken und Zwangshandlungen auf. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass Patienten bei der Zwangsbefriedigung keine Erleichterung spüren. Sie wissen auch, dass ihr Verhalten nicht zum Alltag passt", so Stuller.