Hilft Homöopathie wirklich?

Hilft Homöopathie wirklich?

Eine Frage, zwei Meinungen:

Dr. Erfried Pichler: JA!
Homöopathie wirkt, ist nebenwirkungsarm und kostengünstig. Sie wird laut der aktuellen market-Gesundheitsstudie 2016 von 78 Prozent der Österreicher als „besonders wirksam“ eingestuft. Die guten Ergebnisse wundern mich nicht, da die Homöopathie in Österreich eine ärztliche Heilmethode mit hervorragenden Behandlungserfolgen ist.
Um die Wirksamkeit der Homöopathie sicherzustellen, gilt es, unprofessionelle Anamnese und Selbsttherapie zu vermeiden und sich von einem Arzt oder einer Ärztin mit Ärztekammerdiplom für Homöopathische Medizin beraten zu lassen. In Österreich ist – im Gegensatz zu anderen Ländern wie etwa Deutschland oder Australien – die homöopathische Behandlung ohnehin den Medizinern vorbehalten.
Richtig eingesetzt, hilft Homöopathie bei verschiedensten akuten und chronischen Beschwerden – z. B. bei akuten Erkrankungen wie Infekten oder Magen-Darm-Beschwerden. Chronische Krankheiten wie etwa Allergien, Rheuma oder Depressionen können nicht immer geheilt, aber deutlich gelindert werden. Den Betroffenen wird dadurch viel Lebensqualität zurückgegeben. Auch in der Krebstherapie wird die Homöopathie deshalb gerne ergänzend zur Schulmedizin eingesetzt. Oft gelingt es, dadurch die Einnahme konventioneller Medikamente zu reduzieren.
Die Homöopathie ist somit wirksamer als Placebo, denn sie wirkt nachweislich auch bei Tieren oder Menschen im Koma.
Bisher wurden weltweit an die 4.000 Studien durchgeführt, wobei die meisten ein positives Ergebnis zeigen. Eine unabhängige Prüfung der Metaanalysen durch den schwedischen Forscher Robert Hahn ergab im Jahr 2013: „Um den Schluss ziehen zu können, dass die Homöopathie einer klinischen Wirkung entbehrt, müssen 90 Prozent der vorhandenen Studien außer Acht gelassen werden“. Auch deshalb können Sie weiterhin der homöopathischen Medizin vertrauen!

Dr. Erfried Pichler ist Arzt für Allgemeinmedizin und Homöopathie in Klagenfurt sowie Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Homöopathische Medizin. www.homoeopathie.at

Dr. Theodor Much: NEIN!
"Der Arzt unterhält den Patienten, während die Natur heilt.“ Auf diesem Prinzip eines geflügelten Worts der Antike beruht die Homöopathie auch heute: Sie „behandelt erfolgreich“ Beschwerden und Schmerzen, die von selbst wieder vergehen. Homöopathika (z. B. Arnica D30) enthalten oft nicht ein einziges Molekül Wirkstoff, aber eine Menge mitpotenzierte Verunreinigungen der Lösungsmittel und Gefäße. Was auf dem Etikett des Fläschchens steht, ist meist nicht drin. In dieser Dosis werden Homöopathika aber auch „getestet“ – nicht an Kranken wie bei echten Pharmaka, sondern bei gesunden Menschen. Aber was spüren diese, wenn sie alkoholische Auszüge aus Schwermetallen, Schlangengift, Pflanzen oder Hundekot schlucken oder Zuckerkügelchen, die damit besprüht wurden, einnehmen? Etwas, das ihnen gerade auffällt: Schwitzen, Kopfweh,
Durst nach Bier, seltsame Träume – was man halt so fühlt. Auf solchen Aussagen gründen Homöopathen ihre rein symptomorientierte Behandlung.
Warum schwören dann viele Patienten auf Homöopathie? Weil ihr Arzt darauf schwört, weil in Medien dafür getrommelt wird, weil Homöopathie angeblich natürlich, ganzheitlich, individuell ist – und vor allem, weil es keine Nebenwirkungen geben soll. Das alles sind Mythen, das ist raffinierte Werbelyrik, davon stimmt nichts. Homöopathie ist ein Konglomerat aus obsoleten (vor-)mittelalterlichen, unwissenschaftlichen, esoterischen Vorstellungen und magischen Ritualen. Die sektenähnliche Lehre widerspricht der Logik und den Naturgesetzen. Sie ist Glaubens- und Sektenmedizin, deren Wirkung nicht wissenschaftlich nachweisbar ist und von Selbsttäuschung von Arzt und Patient lebt.
Homöopathen diskreditieren die wissenschaftsbasierte Medizin, die nachweislich wirkt, und lehnen oftmals sinnvolle Impfungen ab. Wer sich bei lebensbedrohlichen Krankheiten auf Placebo verlässt, riskiert sein Leben.

Dr. Theodor Much ist Facharzt für Dermatologie und Autor des Buches "Der große Bluff", Goldegg Verlag, um 12,95€. www.goldegg-verlag.com