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Worüber ich gerne schreiben würde

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Was ich aber nicht darf

Es ist eine alte Journalistenweisheit: die besten Geschichten sind die, die nie geschrieben wurden. Dieses Patentrezept traf insbesondere auf Society-Journalisten zu, als Facebook und Instagram noch nicht erfunden waren und die so genannten „Klatschspalten“ zu den meist gelesenen Seiten der Tageszeitungen und Magazine zählten.

Mir geht es jetzt ein bisschen wie Roman Schließer. Der legendäre „Adabei“, den Stars wie Sophia Loren oder Roger Moore für Homestorys nach Rom und London einfliegen ließen, wusste stets weit mehr, als er preisgab. Unter anderem deshalb liebte ihn die High Society so sehr, dass er selbst ein Teil von ihr war.

Meine Tochter zensuriert alles

Mein Star ist meine Tochter. Die Dialoge, die ich zur Zeit mit der 15-jährigen führe, wären der beste Stoff für meine Kolumnen. Doch ich habe striktes Schreib-Verbot. Jeden O-Ton des Teenagers muss ich mir hart erbetteln (meist vergeblich) und wer mich ein bisschen kennt, weiß, wie sehr ich darunter leide. Selbstverständlich wird auch jede Art von Bildmaterial zensuriert, was mich noch mehr ärgert, weil ich so gerne ein bisschen mit meiner Tochter angeben würde.

Es ärgert mich freilich auch deshalb, da ich das Gefühl habe, dass unser Verhältnis in eine Schieflage geraten ist: ich gebe, das Kind nimmt. Von anderen Eltern höre ich, dass das in dem Alter (der Kinder, nicht in meinem!) ganz normal ist. Du wirfst Aufmerksamkeit, Chauffeur-Dienste, SOS-Management, gute gemeinte Ratschläge und ganz viel Liebe in den Topf – und das Kind schöpft daraus aus dem Vollem, am liebsten Geld.

Wer sich hier zum Affen macht

Letztens war ich bei ZARA in der Wiener Innenstadt shoppen und stand in einer langen Schlange vor den Ankleide-Garderoben. Vor mir ein Mädchen im Alter meiner Tochter, ein Sommerkleid in der Hand. Irgendwann kam seine Mutter, sichtlich erschöpft und genervt. Sie wolle jetzt nicht noch eine Stunde länger hier warten, also bitte, die Tochter möge das Kleid schnell probieren, am besten gleich dort ganz hinten, im Eck.
„Nein.“
Die Mutter schwitzte. Und flehte weiter, schau doch, wie viele Leute da sind, das dauert noch ewig, ich halte dir alles, also bitte!
„Mama, ich mach’ mich hier doch nicht zum Affen!“

Keine Sorge, liebe Töchter, das tun wir Mütter für euch. Aber seid so lieb und verratet es wenigstens niemandem.

Kristin Pelzl-Scheruga ist Chefredakteurin von Lust aufs LEBEN.

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