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Weniger Konsum: Wie geht das?

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Weniger Konsum: Wie geht das?
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Unnötiger Kosum belastet nicht nur die Geldbörse, sondern auch den Planeten. Und: Er macht zwar süchtig, aber nicht glücklich. Die Gegenstrategien.

Ist es möglich, dass sich die Mehrheit der Menschen eines Tages entscheiden wird, die Konsumkultur aufzugeben? Dass wir nicht mehr an die eigenen Grenzen gehen müssen – sowohl kräftemäßig als auch finanziell, um uns dem ruhelosen Treiben im Kreislauf von Verdienen und Ausgeben, dem unverhohlenen Statuswettbewerb im Zeitalter der sozialen Medien und des Reality-TV auszuliefern, das uns als Belohnung für all den Kampf und die Mühen mit unserer Kleidung, unseren Autos, unserem technischen Spielzeug und all den anderen Ablenkungen versorgt?

Ressourcen und Verbrauch: Was läuft da schief?

Im 21. Jahrhundert rückt ein entscheidendes Dilemma in den Vordergrund: "Wir müssen aufhören, Zeug zu kaufen, aber wir können nicht aufhören, Zeug zu kaufen", schreibt der Journalist J.B. MacKinnon in seinem neuen Buch "Der Tag, an dem wir aufhören zu shoppen – Wie ein Ende der Konsumkultur uns selbst und die Welt rettet" (Penguin Verlag, € 21,00)
Seit Jahrzehnten beobachten wir einen fast ununterbrochenen Anstieg des Verbrauchs an allen wichtigen Rohstoffen von Erdöl bis zu Schmucksteinen, von Kies bis zu Gold, so J.B. MacKinnon weiter: "Wir verbrauchen die Ressourcen des Planeten 1,6-mal schneller, als sie sich regenerieren können. Würden alle Menschen so viel konsumieren wie der Durchschnittsamerikaner, so würde die Ressourcenvernichtung fünfmal schneller voranschreiten", so der Autor weiter, "Es ist, als würden wir jedes Jahr unser gesamtes Einkommen ausgeben, zusätzlich die Hälfte dieses Betrags aus den Ersparnissen nehmen, die wir eigentlich unseren Kindern hinterlassen wollten, und dieses Geld ebenfalls ausgeben. Wenn wir so weitermachen, wird sich unser Ressourcenverbrauch bis 2050 allein im 21. Jahrhundert verdreifachen."

Konsum regiert die Welt - und uns!

Milliarden in Pflegeartikel, 75 Milliarden in Schmuck und Uhren, 60 Milliarden in Haushaltsgeräte und 30 Milliarden in Gepäckstücke, zeigt J.B. MacKinnon weiter. Die Konsum-Philosophie setzt sich bis in den letzten Winkel des eigenen Wohnbereichs fort: "Die Arbeitsflächen in unseren Küchen sind heute größer, wir haben mehr Platz in unseren Betten, und das Fassungsvermögen unserer Schränke hat sich verdoppelt. Das Gewicht der Technosphäre – der globalen Masse der Dinge, die wir bauen und machen, also unserer Sachen – übersteigt unser kollektives Körpergewicht Schätzungen zufolge um das Hunderttausendfache", so MacKinnon.
Würde unser materieller Besitz gleichmäßig über die Oberfläche des Planeten verteilt, so läge auf jedem Quadratmeter ein 50 Kilo schwerer Haufen. Stellen wir uns einen Haufen vor, der aus einem kleinen Fernsehgerät, einer Ananas, einem Toaster, einem Paar Schuhe, einem Betonklotz, einem Autoreifen, einer Jahresration Käse für den Durchschnittsamerikaner und einem Chihuahua als Haustier besteht. Um all das besorgen zu können, muss man es zuerst einmal erarbeiten und verdienen.

Kaufen und wegwerfen

Und dann sind da noch all die Dinge, die wir wegwerfen. "Würde man sämtlichen Müll, der in einem Jahr in den Vereinigten Staaten und Kanada anfällt, auf Lastwagen laden und diese aneinanderreihen, so erhielte man eine Kolonne, die zwölfmal um den Äquator liefe", schreibt J.B. MacKinnon. In der Vergangenheit warfen die Amerikaner sehr viel mehr Dinge weg als die Europäer, aber Länder wie Deutschland und die Niederlande haben mittlerweile aufgeholt. Im französischen Durchschnittshaushalt falle heute viermal so viel Müll wie im Jahr 1970 an: "Rund ein Fünftel der weltweit produzierten Lebensmittel wird weggeworfen, wobei bemerkenswert ist, dass dies in den ärmeren Ländern ebenso ein Problem ist wie in den reicheren."

7 Strategien für weniger Konsum

Es braucht also einen Paradigmenwechsel, der dazu beiträgt, dass wir unsere eigenen Ressourcen in jeder Hinsicht schonen, aber auch die des Planeten. Wie können wir nun also im persönlichen Leben Entscheidungen treffen, die den sich immer schneller drehenden Konsumkreislauf verlangsamen? Hier sind sieben Ideen:

1. Warten und Wünsche aufschreiben

Anstatt reaktiv alles gleich zu kaufen, was das Interesse weckt, schreiben Sie lieber eine laufende Wunschliste und lassen Sie diese Wünsche eine Zeit dort so stehen. Wie lange ist die Liste geworden? Und welche Wünsche haben Bestand? Dann können Sie sich fragen, ob die Investition wirklich sinnvoll ist.

2. Tauschen, Weitergeben und Teilen

Muss man alles neu kaufen und selbst besitzen? Nein! Dinge wie Rasenmäher, Autoanhänger, Fonduegeschirr oder auch Kleidung lassen sich auch gebraucht kaufen oder gemeinsam anschaffen. Auch beim Wohnungsmobiliar macht gebraucht Kaufen durchaus Sinn!

3. Selber machen und reparieren

Eine weitere Option ist, Dinge selbst herzustellen oder Kaputtes zu reparieren. Selbst herstellen können Sie zum Beispiel Möbelstücke, Deko-Artikel, Geschenke, Lebensmittel, Kleidung und vieles mehr. Obendrein können Sie durch eine neue DIY-Kultur auch neue Hobbies und Talente für sich entdecken.

4. No spend-Tage

Auch von Konsum können wir bewusst fasten: Legen Sie sich fixe Zeiten zurecht, in denen Sie einfach gar nichts kaufen!

5. Mehr Erlebnisse statt Dinge

Wer seine Zeit und sein Geld mehr in Erlebnisse investiert, wird immer weniger den Drang verspüren, Materielles anzuschaffen.

6. Bar bezahlen

Zahlen Sie in Geschäften von nun an in bar und sie werden viel eher merken, wie schnell das Geld aus der Geldbörse schwindet. Da vergeht immer mehr die Lust daran, noch mehr für eigentlich Unnötiges auszugeben.

7. Meditieren

Beim Meditieren lenken wir die Aufmerksamkeit von außen nach innen. Wir finden zu unserer Essenz, unserem Wesenskern und dem Wesentlichen zurück. Schnelle Dopamin-Kicks von außen, etwa durch einen Shopping-Kick, werden damit nicht mehr zu dem, was wir anstreben.

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