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Wieder lieben: So beenden Sie das Beziehungs-Burnout

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Wieder lieben: So beenden Sie das Beziehungs-Burnout
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Beziehungs-Burnout gibt es wirklich! Autorin und Psychotherapeutin Daniela Bernhardt zeigt im Interview, was die Ursachen sind und wie sich jeder für die Liebe öffnen kann.

Wenn die Gefühle kälter werden, zu Hause nur noch gestritten wird, Partner sich überfordert fühlen und lieber allein sind als zu zweit, folgt oft die falsche Diagnose: Beziehung am Ende. Schmerzhafte Konsequenz: Trennung oder eine (oft erfolglose) Paartherapie. Doch das muss nicht sein. Denn wenn wir wieder zu uns selbst finden, finden wir auch zu unserem Partner und zur gemeinsamen Liebe.

Lust aufs LEBEN: Warum treten Beziehungs-Burnout und berufliches Ausgebranntsein oft zusammen auf?
Daniela Bernhardt: Weil das eine das andere bedingt und die Ursachen die gleichen, persönlichen Werte und Verhaltensmuster sind - hohe Ideale und Engagement ohne Rücksicht auf die eigenen Bedürfnisse und Grenzen. Ein Burnout kostet viel Kraft und hat zur Folge, dass die Betroffenen sich irgendwann vollkommen zurückziehen. Egal ob der Job oder der Partner – dann ist ALLES zu viel. Unter diesem Rückzug leiden sowohl der Beruf als auch die Beziehung.

Lust aufs LEBEN: Woran scheitern viele Beziehungen wirklich?
Daniela Bernhardt: Mögen die Stolpersteine auch individuell unterschiedlich sein - die dahinter liegenden Strukturen und Verhaltensweisen sind doch meist die gleichen. Mangelnde Kommunikation, fehlende Zeit zu zweit, ungenügende Selbstliebe und nicht vorhandene oder vernachlässigte gemeinsame Träume und Ziele. Wir haben es halt nicht besser gelernt und kaum jemand hatte Eltern, die als gutes Beziehungsvorbild hätten dienen können.

Lust aufs LEBEN: Wieso ist die Empfehlung von mehr Zweisamkeit kontraproduktiv?
Daniela Bernhardt: Menschen, die unter einem Burnout leiden, brauchen dringend Ruhe, Entlastung und viel Zeit für sich selbst. Zudem sind unter Stress die Kommunikations- und Empathiefähigkeit stark eingeschränkt, so dass Zweisamkeit und Zwiegespräche eher belastend und selten hilfreich sind.

Lust aufs LEBEN: Warum findet man nur selten die Lösung von Beziehungskonflikten auf der Paarebene?
Daniela Bernhardt: Beziehungskrisen und Konflikte treten meist dann auf, wenn ein persönlicher Entwicklungsschritt ansteht. Wenn wir etwas lernen dürfen oder die Geister der Vergangenheit endlich verabschieden sollten. Die Lösung ist deshalb selten auf der Paarebene zu finden und verbirgt sich eher hinter einem persönlichen Konflikt. Dann hat man die Wahl: Entweder man stellt sich den jeweiligen ‚Hausaufgaben‘ und setzt sich mit sich selbst, den eigenen Themen und Bedürfnissen erfolgreich auseinander oder man schiebt alles auf den Partner und flieht -wohlmöglich sogar in eine neue Beziehung.

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Daniela Bernhardt arbeitet seit 30 Jahren mit Burnout-Patienten – zunächst als Physiotherapeutin und Osteopathin. Später ließ sie sich zum Coach und zur Psychotherapeutin (HPG) ausbilden und spezialisierte sich auf die Arbeit mit Paaren. Seit 2009 arbeitet sie als ganzheitliche Paartherapeutin. © Katja Kuhl

Lust aufs LEBEN: Warum ist Liebe eine bewusste Entscheidung?
Daniela Bernhardt: Auch wenn der Wortstamm anderes verspricht, so sind die Liebe und das Verlieben doch völlig unterschiedlich. Wir verlieben uns in einen Menschen, WEIL wir ihn attraktiv, sympathisch, intelligent oder, oder, oder finden. Liebe ist hingegen eine ganz bewusste Entscheidung. Wir lieben einen Menschen, OBWOHL wir seine Macken, Ecken und Kanten kennen. Wahre Liebe muss sich also erst entwickeln.
Amors Pfeil trifft uns oft unerwartet und lässt sich nur schwer beeinflussen oder abwehren. Bereiche des Gehirns, die unter anderem für rationales Handeln und Entscheiden sowie für soziale Einschätzung und Menschenkenntnis zuständig sind, arbeiten unter dem Einfluss des Verliebtsein nicht so zuverlässig wie gewohnt. Im deutschen Wort ‚ver-liebt‘ scheint der Irrtum bereits enthalten–wie ‚laufen‘ und ‚ver-laufen‘. Erst wenn die anfängliche Verliebtheit vorbei ist, sind Sie überhaupt in der Lage, Ihren Partner mit halbwegs realistischen Augen zu sehen.

Lust aufs LEBEN: Gibt es erkennbare Alarmsignale im Vorfeld einer Beziehungskrise?
Daniela Bernhardt: Ja, die gibt es und sie sind weder überraschend noch schwer zu erkennen: Rückzug, Aggression, Eskalation und Resignation. Wenn Sie mehr kritisieren als loben, weniger lachen, Ihren Partner nicht mehr verstehen, viel streiten, ständig grübeln, kaum noch Lust auf körperliche Nähe haben und überhaupt lieber allein sind, als zu zweit, sollte Ihnen das zu denken geben. Wichtig ist es so früh wie möglich zu reagieren und nicht einfach alles auf ein vorübergehendes Problem zu schieben, welches sich schon von alleine lösen wird. Wenn Sie zusätzlich stark erschöpft sind, schon unter diversen körperlichen Beschwerden leiden und am liebsten einfach weglaufen würden, besteht dringender Handlungsbedarf, denn das ist nicht nur Ihre Beziehung in Gefahr.

Lust aufs LEBEN: Wer ist besonders gefährdet, ins Beziehungs-Burnout zu rutschen?
Daniela Bernhardt: Besonders stark gefährdet sind Perfektionisten. Denn sie legen beim idealisierenden Beziehungsbeginn besonders anspruchsvolle Maßstäbe fest, an denen sie später ihren Partner, die Beziehung und sich selbst be- und verurteilen. Auch Menschen mit einer stark ausgeprägten ‚Disease to please‘ - also dem Wunsch es allen Recht zu machen, verausgaben sich besonders schnell in einer Beziehung. Je proaktiver ein Mensch dabei ist, desto höher ist auch sein Burnout-Potenzial.

Lust aufs LEBEN: Warum ist ‚Gegensätze ziehen sich an‘ genauso wenig ideal wie ‚Gleich und Gleich gesellt sich gern‘?
Daniela Bernhardt: Unterschiede ziehen sich anfangs magisch an. Der so andere Mensch ergänzt und inspiriert uns. Auf Dauer kann es jedoch recht aufreibend sein, ständig mit einem Wesen vom anderen Stern kommunizieren zu müssen. Wenn die Differenzen erheblich und die Bedürfnisse nicht kompatibel sind, muss man ständig improvisieren und Abstriche machen. Wenn zwei sich recht ähnlich sind, gestaltet sich der Beziehungsalltag erheblich einfacher. Allerdings macht auch hier, wie so oft, die Dosis das Gift. Wenn zwei sich zu ähnlich und in allem stets einig sind, fehlt auf Dauer die Spannung und schwindet die Leidenschaft.

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k.A © (c) Verlagsgruppe Random House GmbH, Muenchen

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